Einzelnen Beitrag anzeigen
  #104  
Alt 28.02.2013, 11:57
larap larap ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.05.2012
Beiträge: 85
Standard AW: Magenkrebs im Endstadium

Kurzer Zwischenbericht:
sie lebt noch, ist aber seit vorgestern abend auf dem Weg!
Mittags hat sie mir gesagt, dass sie das Gefühl hat jetzt sterben zu müssen und sich das sehr schlimm anfühlt und ihr auch sehr grosse Angst machen würde. Nach einem Arztgespräch wurde entschieden sie nun dauerhaft per Pumpe mit Morphium und anghemmenden & beruhigenden Medikamenten zu versorgen. Dienstagabend haben wir noch ein Glas (naja, sie einen Schluck) Sekt zusammen getrunken. Nachdem sie dann sehr ruhig war, bin ich nachhause und war gestern morgen um 8.00 Uhr wieder im KKH. Die Schwester erzählte mir daraufhin, dass meine Mutter eine sehr schlimme und unruhige Nacht gehabt haben muss und man die Medikation erhöht habe um ihr Ruhe zu gönnen. Seit gestern morgen dämmert sie nun und reagiert nicht mehr...auf mich, oder sonst wen. Immer mal wieder macht sie kurz die Augen auf und gerät dann in eine unerklärliche Panik. Manchmal gelang es mir sie zu beruhigen. Sie whr sich so sehr, hat soooo viel Angst, es ist ein wahrer Alptraum. Seit gestern morgen war ich pausenlos bei ihr und habe eine ebenso schlimme und unruhige Nacht mit ihr erlebt. Teilweise wurde ich wirklich schon richtig wütend, warum sie sich und mir das antut. Als ich heute vormittag merkte, dass ich einfach keine Reserven mehr habe, habe ich beschlossen nach Hause zu fahren...auf unbestimmte Zeit. Gleichzeitig habe ich so mit mir gerungen, dass ich das nicht kann und will, niemals wollte, das sie alleine in einem Krankenhaus stirbt... ich aber durchdrehe, wenn ich mir diesen Todeskampf weiterhin live ansehen muss. Auch die Schwester meinte, das es vielleicht ganz gut ist, wenn ich gehe und sie dann eventuell endlich zur Ruhe kommen kann. Alle sind halt sehr verwundert, dass es ihr so schwer fällt los zu lassen.
Ich habe mich dann von ihr verabschiedet und plötzlich riss sie ihre trüben, leeren, gelben Augen auf, streckte die Arme nach oben und fing an zu krampfen und zu zittern. Sie konnte mich nicht mehr fixieren...es war schlimm, ganz furchtbar. Da wird alles getan, dass sie friedlich 'übergleiten' kann und sie bäumt sich immer wieder dagegen auf. Man hat ihre Sedierung nochmals erhöht...dabei war es schon auf einem Maß, bei dem andere Patienten dauerhaft in den Tiefschlaf gehen. Ich habe heulend das KKH verlassen. Zuhause habe ich erstmal nur geweint, war/bin so unsäglich erschöpft und dennoch innerlich so unruhig und nervös. Plötzlich kam mir der Gedanke, dass ihre Geste beim Abschied vielleicht zeigen sollte, dass sie mich gerne noch einmal in den Arm nehmen wollte. Ich bin mir sogar sicher, dass es so ist. Also bin ich doch nochmal zurück ins KKH. Sie wurde inzwischen gewaschen und frisch gemacht und lag ganz friedlich in ihrem Bett. Ich habe ihr gesagt, dass ich jetzt weiss, was sie wollte...habe sie stellvertretend ganz, ganz fest in die Arme genommen und bin dann erleichtert wieder gegangen. Ich habe jetzt ein besseres...ein gutes Gefühl,
und auch ein viel schöneres Bild im Kopf als bei dem Abschied kurz vorher.
Was auch immer jetzt passiert, soll so passieren. Vielleicht wartet sie noch einmal auf mich...bis ich später nochmal hingehe, vielleicht findet sie jetzt ihre Ruhe...ich bin mir aber sicher, dass sie aktuell nicht in meiner Gesellschaft gehen wollte und konnte. So unerträglich es auch ist in einem solchen Moment/Zustand zu gehen...manchmal muss das vielleicht so sein, wäre es in diesem Fall meine Aufgabe loszulassen und zu gehen, damit sie es auch kann???
Ich wäre so unsagbar gerne dabei gewesen, wenn sie geht und hätte diesen Frieden erlebt, der sich nach all diesen Strapazen in ihrem Körper und vor allem Gesicht ausbreitet. Und vielleicht möget ihr diese Aufzeichnungen grausam finden...sind sie auch, denn Sterben ist auch grausam und nicht immer friedlich und ruhig. Leider.
Mit Zitat antworten