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Alt 27.12.2012, 23:27
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Warten auf ein Ergebniss

Liebe Nina,

das sind ja keine guten Nachrichten... Ich kann sehr gut nachempfinden, dass du dich an jeden Strohhalm klammern möchtest und sei er noch so wackelig. Aber dein Vater sollte entscheiden, ob er die Chemotherapie machen möchte oder eben nicht. Ich finde es gut, dass die Ärztin so offen mit ihm spricht und ihm auch sagt, dass eine Chemo nicht viel Zeitgewinn bedeutet. Wenn dem so ist, dann könnte ich sehr gut verstehen, dass dein Papa sich dagegen entscheidet. Wie du bereits schreibst, eine Chemo hat sehr viele Nebenwirkungen und diese könnten verursachen, dass es deinem Papa womöglich noch schlechter geht. Und das möchte ja nun wirklich niemand.

Auch wir bzw. mein Vater haben Anfang dieses Jahres die Erfahrung machen müssen, dass es länger dauern kann, bis man eine Medikation gefunden hat, die die Schmerzen halbwegs erträglich werden lässt. Mein Vater hat ein Schmerztagebuch geführt, damit der Schmerztherapeut und die Palliativpflegekräfte genau wussten, was hilft und wann er seine sogenannten Schmerzspitzen hat. Ich meine, es hat zwei Wochen gedauert, bis verschiedene Medikamente (u.a. Morphiumpflaster und andere Schmerzmittel) zusammen gestellt waren in einer Dosis, die Abhilfe schaffen konnte. Ganz schmerzfrei war er nie, aber wie gesagt, es war dann wohl erträglicher und das ist ja eine Menge wert. Wir haben also sehr gute Erfahrungen auf der Palliativstation des Krankenhauses gemacht. Außerdem fühlte sich mein Papa dort wohl und wurde als Mensch behandelt und angesehen und nicht als Patient mit einer Nummer... Alles war schön, irgendwie gemütlich, es war sehr ruhig und friedlich und die Pflegekräfte sowie der Arzt haben sich immer Zeit genommen und waren unglaublich herzlich und verständnisvoll. All das hat dazu beigetragen, dass wir letztlich meinen Papa wieder nach Haus holen konnten. Es wurde nicht mehr besser, doch wir waren dankbar, dass wir ihm diesen Wunsch erfüllen konnten.

Liebe Nina, aus eigener Erfahrung als "betroffene Tochter" kann ich dir nur sagen, dass du die Entscheidung deines Papas akzeptieren und ihn darin unterstützen solltest. Egal, wie er sich entscheiden wird. Wichtig ist doch, dass er die Zeit, die ihm bleibt, relativ gut und schmerzfrei verbringen kann. Im nachhinein denke ich sogar, dass ich, wenn ich all das gewusst hätte, was ich heute weiß, meinem Papa von der zweiten Chemotherapie abgeraten hätte. Die Onkologen der Klinik wollten meinem Paps sogar noch einen dritten Zyklus "aufdrängen", als jeder, der sich auskennt, bereits sah, dass mein Vater sich bereits auf seine Reise begeben hatte. Wir waren dankbar, als meine Mutter offen mit ihm sprach und ihm sagte, sie würde das nicht mehr tun und für uns müsse er das keinesfalls auf sich nehmen. Gott sei Dank entschied er sich dann dagegen und dafür, auf die Palliativstation zu wechseln.

Ich wünsche deinem Papa, dass er so eingestellt wird, dass ihn diese Schmerzen nicht mehr so plagen und dass er die Zeit, die ihm bleibt, möglichst gut und schmerzfrei leben kann. Ich weiß nur zu gut, wie schwer das alles für dich und deine Familie ist... Und es tut mir unsagbar leid...

Mit den besten Wünschen
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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