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Alt 13.12.2012, 08:42
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Angst vor der Zukunft =(

Lieber Dennis,

Du klingst so verloren, so einsam. Ich möchte Dir gerne etwas sagen, was Dich aufbaut. Aber ich weiß gar nicht, was Dir helfen kann.
Nach dem Lesen Deiner Zeilen, fühlte ich mich sehr an unser Schicksal erinnert. Auch wenn ich wesentlich älter bin als Du, Du könntest mein Sohn sein, hat mich die Diagnose meines Vaters doch genau so heftig getroffen. Und es war so unwirklich, es ging dann so schnell. Keine Therapie konnte mehr helfen...

Auf Deine Fragen kann ich Dir leider keine konkreten Antworten geben. Aber eines weiß ich aus meiner Erfahrung: Ich habe mir gewünscht, dass mein Vati in Ruhe einschlafen kann und keine Schmerzen mehr haben muss, als es ihm dann schon sehr schlecht ging. Der Tod war in dem Moment wirklich eine Erlösung. Lebensverlängernde Maßnahmen hätten nur sein Leid und seine körperlichen Schmerzen verlängert.
Mein Vati hatte eine Patientenverfügung, die solche Maßnahmen ausgeschlossen hat.

Ich möchte Dir einfach nur sagen, dass Du jetzt einfach die verbleibende Zeit intensiv mit Deiner Mutti verbringen kannst. Jede Minute nutzen, bei ihr sein, sie unterstützen, reden und Euch austauschen. Einfach füreinander da sein.

Was wirklich kommt, wie lange es dauert, wie Euer Weg weiter gehen wird, dass kann hier leider keiner vorher sagen. Und wenn Ihr beide ein so enges Verhältnis zu einander habt, dann wird Dir Dein Herz den richtigen Weg zeigen und Du wirst die Kraft haben, diesen Weg zu gehen.

Mir hat es in der schweren Zeit geholfen, nicht so weit nach vorne zu denken sondern nur diesen einen Tag, der gerade war, zu leben und möglichst gut mit meinem Vati zu verbringen. Und dann den nächsten Tag usw.
Denn alles, was weiter weg war, konnte ich mir gar nicht vorstellen und ich hatte auch oft das Gefühl, dass die Gedanken daran mich lähmen und mir vielleicht die guten Minuten im Jetzt zerstören. Die Gedanken an die Zukunft, die Vorstellung vom Schmerz, den der Tod meines Vatis bringen würde, wären einfach unterträglich gewesen.
Und letztendlich ist unser Weg ganz anders gewesen, als ich mir das vorgestellt habe und auch der Schmerz und die Trauer sind anders.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen viel Kraft für Euren Weg und sende Dir und auch Deiner Mutti ganz liebe Grüße

Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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