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Alt 06.12.2012, 12:26
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Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Standard AW: Die Hoffnung stirbt zu letzt

Liebe Mandy,

es ist schwer mit dieser Situation umzugehen, wenn man sich solche Sorgen um einen geliebten Menschen macht. Die Diagnose Krebs ändert wirklich das ganze Leben, auch für die Angehörigen und Freunde. Du hast es gut beschrieben, auch ich dachte bis letztes Jahr, dass es uns nicht trifft, immer nur die anderen. Wenn man dann selbst betroffen ist, reißt es einem den Boden unter den Füßen weg. Es dauert seine Zeit, bis man für sich selbst realisiert, was eigentlich los ist, die Krankheit annehmen kann und sie in den Alltag integriert. Etwas anderes ist uns ja nicht möglich. Ich finde es gut, dass du offen mit deiner Mutter sprechen kannst. Das hilft euch beiden. Ich habe mir damals professionelle Hilfe geholt, weil ich mit meinen widersprüchlichen Gefühlen nicht mehr zurecht kam und Angst hatte, ich würde das alles nicht überstehen. Für mich war das der richtige Weg, denn ich war ziemlich aggressiv und dann konnte ich kaum mehr schlafen, in ständiger Sorge um meinen Vater, der ebenfalls ein Bronchialkarzinom hatte. Mir haben einige wenige Gespräche geholfen, den Kopf frei zu bekommen und wieder klar zu sehen. Außerdem fing ich an, hier zu schreiben. Alles, was mich beschäftigte und meine vielen Fragen, denn nie zuvor hatte ich mich mit dieser Krankheit auseinander gesetzt. Das Schreiben hat mir ebenfalls sehr geholfen und auch der Zuspruch, Trost und der Erfahrungsaustausch hier im Forum. Ich habe festgestellt, dass sich einige Türen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis schlossen, dafür öffneten sich andere wie hier im Forum.
Die Erkrankung meines Vaters hat auch mich verändert. Sie hat mich in die Knie gezwungen und dazu gebracht, mein gesamtes Leben zu überdenken. Sie hat mir sehr konkret vor Augen gehalten, was im Leben mir tatsächlich wichtig ist und dass das Leben an sich ein Geschenk ist. Es zählt nicht die Menge der Tage, die wir hier verbringen, sondern was wir aus dieser Zeit machen. Und ich glaube, dass du etwas Gutes damit machst. Du bist für deine Mama da und stehst an ihrer Seite. Auch das Weinen und diese Zusammenbrüche gehören dazu. Sie zeigen dir ja nur, wie wichtig dir deine Mutter ist und wie sehr du sie liebst. Ich wünsche euch von Herzen, dass deine Mama eine gute Chance hat, den Krebs zu besiegen und wenn dies nicht möglich sein sollte, so doch noch viele Jahre mit ihm zu leben. Lass dir niemals die Hoffnung nehmen und auch deiner Mama nicht. Das hat nichts mit diesem "dämlichen Strahlemannoptimismus" zu tun sondern schlicht und ergreifend brauchen wir Ziele, für die es sich zu kämpfen lohnt. In diesem Sinne wünsche ich dir bzw. euch ganz viel Kraft auf eurem Weg!
Liebe Grüße
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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