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Alt 01.12.2012, 09:13
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Geht's Euch auch so?!

Guten Morgen Sanna,

nach einem wunderschönen Kratzkonzert meiner Katzen an der Tür bin ich aus dem Bett gepurzelt und habe als erstes wahrgenommen: es hat geschneit! Zumindest die Dächer und Bäume rundherum sind voller Schnee und das sieht sehr schön aus. Also habe ich mich in eine Decke eingemummelt und bin samt Katzen auf den Balkon gegangen. Die drei toben nun im Schnee herum, doch mir war's ein wenig zu ungemütlich Ich sitze lieber in meinem alten Ohrensessel und trinke einen Kaffee.

Es wundert mich ja sehr, dass man Georg nun wieder eine Chemotherapie angeboten hat... Wie sollte er das jetzt überstehen?! Ich bin zwar ein medizinischer Laie und ich kenne Georg nicht, doch nach alldem, was du geschrieben hast, denke ich, dass es keine gute Idee wäre, zu diesem Zeitpunkt wieder mit einer Chemo zu beginnen. Ich kann Georgs Entscheidung sehr gut nachvollziehen. Ich denke, es würde ihm mehr schaden als dass es Gutes für ihn bewirkte. So traurig und niederschmetternd es für dich auch ist, aber du hast recht, es ist seine Entscheidung, seine Krankheit und sein Weg. Ich hoffe nur inständig, dass Georg wenigstens gut eingestellt ist und nicht solche Schmerzen hat. Liebe Sanna, ich weiß gar nicht so recht, was ich dir Aufmunterndes schreiben soll, denn ich habe irgendwie das Gefühl, dass es nicht besser wird... Und das tut mir unendlich leid. Auch wenn ich Georg nicht kenne, dann muss ich sagen, dass ich ihn dafür bewundere, dass er seit so vielen Jahren kämpft, um die Krankheit zu besiegen. Und du mit ihm! Mein Papa hatte nur 10 Monate von der Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen bis zu seinem Tod und diese 10 Monate haben uns ebenfalls unheimlich viel Kraft abgerungen. Wenn ich mir dann vorstelle, es wären 7 Jahre gewesen... Und ständig diese Aufs und Abs, diese aufkeimende Hoffnung, die dann mit einem Satz wieder zerschmettert wurde. Das ist so hart. Vor allem gibt es wohl nichts Schlimmeres, als einen geliebten Menschen so leiden zu sehen und nichts tun zu können außer da zu sein. Es fühlt sich an, als würde man selbst am Abgrund stehen. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Ich habe dann wie als Kind immer so komische Deals ausgehandelt mit Gott oder wem auch immer... Wenn ich dieses und jenes tue, dann muss das Untersuchungsergebnis so und so für Papa ausfallen... Hat eigentlich nie geklappt. Meine Tochter und ich waren uns da sehr ähnlich. Wir haben beide mit Gott und dem Schicksal gehadert. Und es hat sehr lange gedauert, bis wir auch in der Hinsicht einen Frieden schließen konnten. Heute glaube ich, dass vieles einfach von vornherein bestimmt ist. So auch unsere Lebenszeit hier auf Erden. Elisabeth Kübler Ross schreibt ja, dass wir sozusagen hier sind, um etwas zu lernen, unsere Lektionen zu erfüllen und wenn uns all das gut gelungen ist, dann gehen wir sozusagen in eine andere Ebene. Hmmm, ob das so ist? Aber es beschäftigt mich sehr, dieses Thema. Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass ich meinen Vater wieder sehen werde, wenn ich denn diese Erde verlasse. Ich hoffe, dass er mich dann abholt und mir den Weg weist. Da fällt mir spontan immer das Buch "Die Brüder Löwenherz" von Astrid Lindgren ein und dass Jonathan und Karl sich in dem Land Nangijala wieder getroffen haben. Das finde ich eine sehr tröstliche Vorstellung. Viele mögen das als kindisch abtun, aber das interessiert mich nicht.

So liebe Sanna, ich hoffe, dass du nicht zu viel grübelst am Wochenende! Wenn dir daheim die Decke auf den Kopf fällt, dann versuch', Freunde zu treffen. Euer Kater scheint ja tatsächlich kein guter "Gesellschafter" zu sein Schade, dass du so weit im Süden bist! Sonst hätte ich gesagt, lass uns auf einen Spaziergang durch den Schnee treffen und anschließend einen schönen heißen Tee trinken! Liebe Grüße
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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