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Alt 26.11.2012, 20:36
Andrea1979 Andrea1979 ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Hallo Katzensprung!

Ich weiß genau wie du dich fühlst. Mein Vater wollte auch nie wahrhaben wie es um ihn steht. Es war bis zum Schluss so. Er hatte eine Woche bevor er gestorben ist eine Besprechung mit dem Arzt bei der ich dabei war. Der Arzt sagte absolut nichts positives bei dem Gespräch, aber mein Papa war danach wieder total zuversichtlich. Ich dachte mir damals auch, bekommt er es nicht mit? Will er es sofort verdrängen? Sind es die antidepresiva die er bekommt? Oder will er mich nur schützen?

Ich weiß es bis heute nicht. 48 Stunden bevor er starb wurde er ins Krankenhaus eingeliefert. Ich war sofort bei ihm. Als ich ihn da so am Krankenbett liegen gesehen habe mit dem Sauerstoff, ein Schatten seiner selbst sagte er nur kurz, "So ein Schmarrn, ich dachte mir ich schaffe es die Scheiß Krankheit zu besiegen!"

Oh Gott wie sehr habe ich gegen die Tränen gekämpft, aber ich habe es nicht geschafft. Mein Vater lächelte mich nur an und sagte, "Hör auf zum weinen, sonst red ich nix mehr mit dir! "

Zwei Minuten später erzählt er mir wieder wie sehr er sich freuen würde mit mir und meinen Kindern wieder mal schwimmen zu gehen. Er wollte dann sogar noch eine in den Park runter rauchen gehe . Das haben wir dann auch gemacht, zwar mit Rollstuhl und Sauerstoff, aber er hat es genossen. Kaum war die Zigarette ausgeraucht, Sauerstoffgerät wieder an und sofort raus in Krankenzimmer weil er dann so müde war.

Also ich denke es ist teilweise Selbstschutz und ich glaube auch sie wollen uns auch schützen.

Im Nachhinein bin ich froh das mein Papa bis zum Schluss geleugnet hat, oder in seiner Traumwelt gelebt hat, besser als deprimiert und frustriert zu sein. Ich hatte auch in den letzten Wochen und Tagen noch sehr schöne und auch lustige Momente da er sich bis zum Schluss positiv gestimmt hat.

Ich wünsche dir viel Kraft, es ist sehr schwer. Ich kenne die Momente wo man den jenigen so gerne in die Arme nehmen würde und gemeinsam mit ihm weinen möchte.

LG Andrea
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Mein Papa (53)
16.05.1959 - 29.08.2012+
Diagnose kleinzelliger Lungenkrebs am 14.06.2011
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