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Alt 12.11.2012, 08:10
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Geht's Euch auch so?!

Guten Morgen Sanna,

da hast du Recht, wir können gewisse Dinge und Verläufe nicht beeinflussen. Wenn ich mir überlege, dass ihr bereits beim dritten Rezidiv angelangt seid, dann frage ich mich, woher ihr die Kraft nehmt... Das ist eine ungeheure Belastung und ständig die Sorge darum, wie es weitergehen mag, ob es weiter geht?! Sag mal, bekommt ihr eigentlich im Pflegebereich Unterstützung? Das wäre ein klein wenig Entlastung für euch beide.

Ich kann sehr gut nachempfinden, dass du am Rande deiner Kräfte bist. Und die Tatasache, dass dein Mann sehr vieles mit sich selbst ausmacht und nicht reden mag, macht die Situation nicht gerade einfacher für dich. Wahrscheinlich fühlst du dich geradewegs ausgeschlossen und das, obwohl du genauso wie er gefangen bist in der Situation. Als "Angehöriger" ist man zwar nicht selbst krank, aber es ist unglaublich schwer, einen geliebten Menschen leiden zu sehen und man vergeht vor Sorge. Und für mich war das Schlimmste die Hilflosigkeit, die Ohnmacht. Ich konnte nichts tun, konnte meinen Vater nicht wieder "gesund machen", musste einfach nur sitzen, warten, bangen, beten und hoffe, zur Untätigkeit verdonnert. Das empfand ich als unerträglich. Ich war geradezu dankbar für jeden kleinen Handgriff, den ich meinen Eltern abnehmen durfte, denn dann konnt eich wenigstens aktiv etwas tun. Mein Vater gehörte auch eher zu den "verschlossenen" Menschen, die weder gern über Gefühle sprechen noch ihr Innerstes nach außen kehren. So eine Offenheit und Nähe war erst sehr spät möglich, nachdem er für sich selbst angenommen hatte, dass ihm nicht mehr viel Zeit hier verblieb. Die Monate, die er zuvor daheim verbracht hatte, war er auch in einer Depression gefangen und meine Mutter war traurig, dass sie so viel kostbare Zeit mit Fernsehen vergeudet haben. Heute sagt sie, dass es schade sein, aber zu dem zeitpunkt ging es eben nicht anders. Hauptsache, sie seinen zusammen gewesen...

Liebe Sanna, versuch, dir ein wenig von dem Druck zu nehmen, dem du dich selbst aussetzt. Ich habe als Außenstehende den Eindruck, du würdest gern alles "perfekt" machen, noch besser sein, alles richtig machen und vergleichst euch beide beispielsweise mit deiner Beziehung zu deiner Freundin. Aber das funktioniert nicht, denn dein Mann ist eben ganz anders als deine Freundin. Mit ihrer Offenheit hat deine Freundin dir den Umgang mit ihr und ihrer Krankheit erleichtert. Vielleicht kannst du nun einiges von dem, was du von ihr gelernt hast, bei deinem Mann anwenden? Und alles, was du tust, tust du aus Liebe zu deinem Mann. Da spricht so viel Liebe aus deinen Zeilen und auch Verzweiflung. Du bist für ihn da, an seiner Seite und auch wenn er sich dir derzeit nicht anvertraut, seid ihr miteinander verbunden.

Glaub an dich!!! Ich tue es auch!
Liebe Grüße und einen guten Start in die Woche
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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