Einzelnen Beitrag anzeigen
  #81  
Alt 25.10.2012, 21:45
Kati71 Kati71 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 07.02.2012
Ort: Großraum Stuttgart
Beiträge: 135
Standard AW: Man kann sich wohl niemals sicher sein?

Hallo LiebesMädel,

deinem Schlußsatz kann ich mich nur anschließen. Ich freu mich auch immer wieder von Menschen zu hören, die noch viiiieeeel Zeit nach dem Brustkrebs erleben durften.
Ich komme aus einer "brustkrebsgebeutelten" Familie. Drei meiner Tanten sind daran erkrankt. Alle hatten sie ein Rezidiv. (Ich kann mich also darauf einstellen! )
Meine Schwägerin fragte (Ich hab zwei Nichten, sind noch klein, die es aber auch betrifft!): "Kann man das Abo abbestellen?"
Bei zweien ging es gut aus. Er wurde ein zweites Mal rechtzeitig entdeckt. Bei der dritten hatte der Krebs gestreut.
Das war zu einer Zeit, als die Ärzte noch Zeitangaben bis zum "Ableben" machen. Sie sagten sie hätte noch zwei Jahre zu leben. Daraufhin verkaufte die Gerdi, sie war zweimal geschieden, die Kinder groß, die Enkel unter "Dach und Fach" ihre tolle Pentousewohnung in der schwäbischen Hauptstadt und beschloss den Rest ihres Lebens zu reisen.
Sie hat sehr häufig ihre Schwester in den USA besucht, Rundreisen gemacht und viele Postkarten geschickt. Sie hatte Spaß!
Was soll ich sagen? Nach einigen Jahren ging ihr das Geld aus und sie musste ihre Geschwister anpumpen!!!
Sie hat - so sag ichs heute immer - dem Krebs ein Schnipple geschlagen!
Gerdi hat noch zehn relativ tolle Jahre gelebt!

Also - mal gibt es viel mal wenig Zeit - mal ist diese Zeit mit viel mal mit weniger Lebensqualität verbunden.
Ich will hier nichts schönreden - ihr Ende war schrecklich. Ich war bei ihr bis nahezu zum Ende! Aber sie hat es ausgereizt bis es nicht mehr ging, mit Würde, ohne sich zu verkaufen! Toll!

Positives Denken hat ihr sicherlich geholfen, war aber bestimmt nicht alles.
Jede meiner Tanten ging unterschiedlich mit der Erkrankung um.
Meiner amerikanischen Tante hilft es zu denken, dass sie Erfahrungen anders oder nicht gemacht hätte ohne ihre Krebserkrankung. Life is good! Think positive! Thank you, Krebs!

Ich kann ihr das lassen, ihr hilft es - denke aber selbst anders.
Im November (Dem Monat der Diagnose!) feiere ich keinen Geburtstag, ich bin im Juni geboren. Ich denke aber an diesem Tag daran, dass mich das Schicksal meiner Tanten auch ereilt hat. Obwohl ich ein durchaus positiv denkender Mensch bin, eine Frohnatur, bin ich auch Realistin.
Daher stell ich mir auch Christls Frage: Wann kommt das Biest wieder?
Und die Herausforderung der nächsten Jahre wird sein dieses Biest rechtzeitig zu entdecken, denn ich würde gerne 50 werden. Das ist zunächst mein Ziel.
Und es ist nicht mal so unrealistisch gedacht.

Dabei hab ich nichts "angenommen" - denn ich hab ja Nichts geschenkt gekriegt! Mir wurde es - wie allen hier - einfach vor den Latz geknallt!
Am Anfang meiner Erkrankung hab ich in einem Anfall von Wut und Verzweiflung heulend meinen Mann angeschrien: "Diese Krankheit zwingt dich in die Knie. Und ich hab keine Wahl!"
Daraufhin sagte mein Mann einen klugen Satz, den ich mir für den Rest der Therapie gemerkt habe. Er sagte: "Kati, du hast sehr wohl eine Wahl. Aber keine passende Alternative!"

Nichts an Krebs ist gut, und alles was ich nach der Krebsdiagnose gelernt habe oder alle Erfahrungen die ich danach gemacht habe, hätte ich auch ohne diese beschissene Diagnose haben können.

In der Hoffnung, das nächste Mal genauso "schnell" zu sein,
Kati
Mit Zitat antworten