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Alt 18.06.2004, 18:09
Eva-KK Eva-KK ist offline
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Standard Presseartikel zum NHL

Meilenstein im Kampf gegen Non-Hodgkin-Lymphome

Von Yahoo.de vom 4. Juni 2004

Nachzulesen unter http://de.news.yahoo.com/040604/12/4290f.html
Frankfurt/Main (AP) Mehr als ein Vierteljahrhundert lang tat sich in der Therapie der Non-Hodgkin-Lymphome so gut wie nichts. Seit den 70er Jahren verharrte die Heilungsrate bei dieser aggressiven Form des Lymphdrüsenkrebses bei 30 Prozent. Zugleich stieg die Zahl der Neuerkrankungen kontinuierlich an. Doch jetzt könnte der Durchbruch geschafft sein: Neue Behandlungsstrategien scheinen die Überlebenschancen der Patienten drastisch zu erhöhen. Im Mittelpunkt steht dabei der gentechnisch hergestellte Antikörper Rituximab.
In Deutschland erkranken jährlich rund 12.000 Menschen an einem Non-Hodgkin-Lymphom (NHL). Weltweit wird die Zahl der Patienten auf 1,5 Millionen geschätzt, jedes Jahr sterben 300.000 an den Folgen. Noch immer unklar sind die Ursachen des Leidens, das in mehr als der Hälfte der Fälle jenseits der 60 Jahre auftritt. Vermutet wird, dass Rauchen eine Rolle spielt. Ebenfalls im Verdacht stehen virale Infektionen - vor allem der Erreger des Pfeiffer'schen Drüsenfiebers, das Epstein-Barr-Virus. Hinweise gibt es auch auf einen Zusammenhang mit Giftstoffen in Insekten- und Pilzvernichtungsmitteln, mit Schwermetallen und radioaktiver Strahlung.
Lymphome entwickeln sich aus Fehlern bei der Bildung von weißen Blutzellen: In der Folge entstehen kranke Lymphozyten, die zu Krebszellen werden und sich über das Lymphsystem im ganzen Körper ausbreiten können. Das Heimtückische an Non-Hodgkin-Lymphomen sind ihre unklaren Symptome: Anfangs äußert sich der Krebs in Beschwerden, die denen einer Grippe ähneln - Übelkeit, Müdigkeit, Fieber, Nachtschweiß, geschwollene Lymphknoten. Erst nach einer Blut- und Gewebeuntersuchung kann der Tumor diagnostiziert werden. Unbehandelt führt er in einem Zeitraum von sechs Monaten bis zwei Jahren zum Tod.
Bis heute Standard in der Lymphom-Behandlung ist eine besondere Kombinations-Chemotherapie aus fünf verschiedenen Substanzen, die US-Mediziner bereits Mitte der 70er Jahre entwickelt hatten. Vor drei Jahren verfeinerte der Homburger Krebsexperte Michael Pfreundschuh das Verfahren, indem er die Medikamente niedriger dosierte und in kürzeren Intervallen einsetzte. Damit gelang es dem Professor der Universität des Saarlandes nach 25 Jahren Forschungs-Stillstand erstmals, die Überlebensraten der Patienten weiter zu erhöhen.
Im vergangenen Jahr sorgte dann der neue Wirkstoff Rituximab für weltweites Aufsehen: In einer klinischen Studie wiesen Wissenschaftler nach, dass das Medikament in Kombination mit der Chemotherapie die Heilungsrate bei älteren Patienten von 30 auf 52 Prozent erhöht. Experten werteten dies als «Meilenstein im Kampf gegen Non-Hodgkin-Lymphome».
Rituximab ist ein im Labor hergestellter, so genannter monoklonaler Antikörper, der zielgerichtet Krebszellen angreift: Er erkennt bestimmte typische Proteine an der Oberfläche der Tumorzellen und bindet sich an sie. Auf diese Weise aktiviert der Wirkstoff die körpereigene Abwehr, die die Krebszellen angreift und vernichtet. Ohne den Antikörper würde das Immunsystem die entarteten Zellen dagegen weder erkennen noch zerstören können.
Eine neue Studie zeigt nun, dass Rituximab auch bei jüngeren Patienten durchschlagenden Erfolg hat: Unter der Leitung Pfreundschuhs hatten deutsche Mediziner 326 NHL-Kranke im Alter von 18 bis 60 Jahren entweder nach der Standardtherapie oder aber zusätzlich mit Rituximab behandelt. Die Patienten litten an aggressiven Lymphomen, hatten aber ansonsten relativ günstige Voraussetzungen: kein fortgeschrittenes Stadium, kein oder nur geringer Befall weiterer Organe, kein schlechter Allgemeinzustand.
Das Ergebnis der Studie ist eindeutig: Die so genannte Remissionsrate - also die Zahl der Krankheitsfälle, bei denen sich der Tumor vollständig zurückbildet - konnte bei dieser Patientengruppe mit Hilfe des neuen Verfahrens von 65 auf 85 Prozent gesteigert werden. Die Gesamtüberlebensrate stieg von 84 auf 95 Prozent.
«Die Resultate haben uns selbst überrascht», sagt Pfreundschuh, der die Details auf der Jahrestagung der Amerikanischen Krebsgesellschaft in New Orleans erstmals präsentierte. Ein unabhängiges Gremium, das die Studie überwacht hatte, ordnete sogar das vorzeitige Ende der Untersuchung an. Den Experten schien es nicht vertretbar, die konventionell behandelte Kontrollgruppe länger von dem neuen Verfahren auszuschließen. Er spreche grundsätzlich nur ungern von einem Durchbruch im Kampf gegen Krebs, sagt Pfreundschuh: «Aber mit dieser Therapie kommen wir dem sehr nahe.»
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