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Alt 15.10.2012, 10:43
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Möchte einfach mal erzählen....

Liebe Mon Ami,

Deine Zeilen berühren mich sehr und es tut mir sehr leid, dass Du Deinen Mann verloren hast.
Was Du schreibst, kann ich gut nachvollziehen.
Ich sehe auch oft Menschen, die mich an meinen Papa erinnern, weil sie ähnliche Sachen tragen oder weil ein älteres Paar Hand in Hand geht und irgendwie von Weitem so aussieht, wie meine Eltern zusammen ...

Oder am Samstag beim Einkaufen, wo ich ein Paar in meinem Alter gesehen habe, die einen älteren Mann im Rollstuhl schoben. Da dachte ich nur, so könnte das jetzt bei uns auch sein, wenn mein Papa noch leben würde. Ich weiß natürlich, dass er dann krank wäre und vielleicht sogar Schmerzen hätte. Aber im Moment kann ich nicht dankbar dafür sein, dass er friedlich und ohne langes Leiden einschlafen durfte. Ich bin überhaupt nicht dankbar dafür, dass ich diese Erfahrungen machen mußte.

Mein Leben ist seit dem komplett anders geworden. Ich denke viel mehr über alles nach, habe auch immer wieder Träume, die mich sehr aufrütteln und trotz aller Therapie, kann ich auch heute noch nicht sagen, dass es mir wirklich gut geht. Sehr oft stehen mir nur die Tränen in den Augen oder ich fühle mich wie gelähmt, kann nichts tun. Und ich habe keine Ahnung, wann das mal aufhört oder wann es sich so normal anfühlen wird, dass ich damit auch normal umgehen kann.

Wenn ich dann bei Helmut lese, dass es auch anders sein kann oder irgendwann sein wird, dann werde ich schon wieder ungeduldig. Denn im normalen Alltag fehlt einfach die Zeit, sich wirklich mit der Trauer zu arrangieren, sie zuzulassen und nicht nur funktionieren zu müssen.

Und eine Auszeit, das muss man sich wirklich leisten können. Wenn es finanziell nicht geht, entsteht da wieder so ein Druck und das funktioniert, glaube ich, dann nicht wirklich.

Liebe Grüße
Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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