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Alt 11.10.2012, 07:37
Hamlet7732 Hamlet7732 ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat Speiseröhrenkrebs, wie soll es bloß weitergehen???!!!

Hallo Carola,
auch bei mir (68 Jahre, m) wurde vor 2 Jahren ein Tumor festgestellt, nicht so groß wie bei Deinem Vater. Da er sehr weit oben sitzt, kam eine OP nicht in Frage. Daher wurde eine kombinierte Strahlen-/ Chemotherapie verordnet. Zur Bestrahlung wurde ein sog.Linearbeschleuniger verwendet. Es wurden 8 Chemotermine durchgeführt, ambulant, Dauer jedesmal ca 5 Std. Parallel dazu 30 Bestrahlungstermine, auch ambulant, Dauer jeweils 1 Min.
Durch die Bestrahlung wurde das Gewebe um den Tumor herum auch in Mitleidenschaft gezogen. Es entstand dort (im Körperinneren) eine Art Sonnenbrand, der dazu führte, dass jede Schluckbewegung höllisch weh tat. An normales Eseen/Trinken war daher nicht zu denken.
Deswegen wurde ich künstlich über den Port ernährt, sogenannte parenterale Ernährung.
Vorteile:
- Kein Essen Trimken nötig.
- Es findet ambulant, zu Hause und über Nacht statt.
- Man bleibt voll beweglich.
- Je nach Dosierung kann man sogar zunehmen.
Die Ernährung läuft folgendermaßen:
- Nachmittags kommt jemand vom Sozialdienst und shliesst einen Beutel mit
Nährflüssigkeit an den Port an.
- Der Beutel kommt in einen Rucksack mit einer kleinen Akku-Pumpe.
- über nacht wird die Nährflüssigkeit langsam über den Port in die Vene
gepumpt.
- Morgens kommt der Sozialdienst und klemmt den Beutel samt Rucksack
wieder ab.

Man bleibt also voll mobil und der Port steht tagsüber wieder für Infusionen (z.B. Chemo) zur Verfügung.

Nachteil ist evtl., dass für die Planung der Ernährung eine besonders ausgebildete und zertifizierte Ernährungsberaterin erforderlich ist. Auch das An- und Abklemmen des Nahrungsbeutels darf nur durch besonders geschultes Personal erfolgen, nicht jede Sozialstation kann das.
Die Krankenhäuser machen das vielleicht nicht so gerne, weil der Patient zu Hause sein kann und nicht im Krankenhaus (ist halt preiswerter).
Mag sein, dass es irgendwelche Gründe gegen diee Art der künstlichen Ernährung gibt, ich kenne keine.
Ich habe die Ernährung jedenfalls gut vertragen.
Dass der Tumor nach Chemo+Bestrahlung zunächst weg ist und dann nach 1/4 Jahr wieder gewachsen ist, erlebe ich bei mir seit 2 Jahren jetzt schon zum 3. Mal. Eine Krebstherapie ist halt kompliziert und dauert seine Zeit.

Falls Du noch Fragen an mich hast, stelle sie hier im Forum oder schick mir eine PN.

Ich drücke Deinem Vater und allen Betroffenen alle Daumen.

Gruß Michael (Hamlet7732)
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