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Alt 11.09.2012, 16:52
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta,
ich kann das so gut nachvollziehen! Im ersten Jahr hätte ich glaube ich jeden Tag sagen können, was vor einem Jahr anstand, habe die hoffnungsvollen Momente nochmal erlebt, den Absturz in die Angst, die verzweifelten Versuche, meiner Mami irgendwie zu helfen... Ich war in Gedanken bei jedem Krankenhausaufenthalt wieder dabei, bei jeder Chemo...

Bei mir war es so, dass das nach dem ersten Jahr deutlich weniger geworden ist. Ich kann immer noch sagen, in welcher Phase wir vor 2 Jahren gerade waren - aber ich habe nicht mehr jedes Datum im Kopf, erlebe nicht mehr jeden Tag nach.

Die Worte Deiner Mama haben mich ja auch zum Schlucken gebracht... das ist bestimmt auch hart, als Mediziner von dieser furchtbaren Krankheit betroffen zu sein, weil man sich doch weniger vormachen kann...
Und das als Tochter mitzubekommen auch... Ich habe meiner Mami gegenüber häufiger Dinge als etwas rosiger dargestellt - ich weiß nicht, ob sie mir wirklich geglaubt hat (ich mir selbst eher nicht...), aber ich bilde mir zumindest ein, dass sie so etwas gerne hören wollte...
Ich kann mir gut vorstellen, wie weh das tut, sich an diese Worte zu erinnern...

Ach, liebe Carlotta, es ist so schwer...
Ich kann für mich sagen, dass es leichter wird... die Trauer hört nicht auf, aber für mich gibt es immer mehr Momente, die nicht von der Trauer bestimmt werden. Ich beschäftige mich immer noch viel mit der Krankheit (vielleicht auch zu viel...) - bin ja auch immer noch hier, lese regelmäßig bei den tapferen Kämpfern im Lungenkrebs-Forum hier. Inzwischen beschäftige ich mich auch mehr mit dem Verlust - ich habe in den letzten Monaten einige Bücher gelesen von Menschen, die ihre Eltern und besonders ihre Mutter verloren haben.
Aber es gibt auch Tage, wo das höchstens am Rande des Bewußtseins ist.

Ich wünsche Dir, dass die Tage, an denen Du gut zurecht kommst, langsam mehr werden und Du auch immer mal glückliche Momente erleben kannst... Aber setz Dich auch nicht unter Druck - Deine Mama hätte bestimmt Verständnis dafür, wenn Du nicht gut zurecht kommst.

Alles Liebe,
Anja
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