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Alt 25.07.2012, 01:15
Claro* Claro* ist offline
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Daumen hoch AW: Darmkrebs und LEBERmetastasen

Ein freundliches "Hallo" an alle, die hier ihr Leid bzw. das ihrer Angehörigen "loswerden" und denen Zuspruch - so denke ich jedenfalls - gut tut!

Ich bin alles andere als ein Selbstdarsteller und möchte trotzdem meine "Geschichte" hier einbringen.

Im Herbst 2006 war die Diagnose nach Coloskopie Darmkrebs im Sigmabereich. Anfang Dezember lag ich am OP-Tisch gleich zweimal hintereinander, nachdem bei der 1.OP ein bisserl was schief lief ... daher Bauchhöhle voll Blut. Das kann in den besten Spitälern vorkommen, Hauptsache war, dass es gut verlief ... und mein Dickdarm um 17cm kürzer war.

Danach - nachdem in 3 Lymphknoten "etwas" gefunden wurde - 6 Monate Chemo; mit der Nebenwirkung, dass nun meine Fußsohlen und Handflächen relativ unempfindlich wurden ... es gibt Schlimmeres, aber lustig ist das natürlich nicht.

Dann Reha und viel Bewegung ... und 2 Wochen später ein nicht gerade "lustiger" Bandscheibenvorfall ... und auch das kann man verschmerzen, denn man lebt ja noch!!!

Alle 3 Monate brav zur Untersuchung (Sonografie, Blutbild) ins OP-Spital gewandert und bis Spätherbst 2008 (das war nicht nur der Startpunkt der aktuellen Wirtschaftskrise, sondern zumindest eine Zeit lang auch der meiner Krise!) war alles bestens. Und dann der Befund, dass meine Leber eine etwa 10cm große Solitärmetastase "ziert" (gerne hätte ich darauf verzichtet ...). Daher sofort eine neuerliche Chemo mit dem Ziel, die Metastase zu verkleinern und damit operabel zu machen. Zu Pfingsten 2009 (nach einem sehr erholsamen und kräftigenden Bergurlaub in Kärnten mit herrlichen Wanderungen!) wurde im Wiener AKH diese Metastase weggeschnippselt (mein Darmkrebs-OP-Spital getraute sich über diese OP nicht drüber, nachdem die Metastase ganz knapp neben einer großen Hohlvene lag).

Da der Aufenthalt nach der OP in der Bettenstation für die Heilung eher kontraproduktiv gewesen wäre (dort herrschte ein - personell bedingtes - "Klima" ... sagenhaft!), versuchte ich möglichst rasch aus dem Spital rauszukommen. Und nach 5 Tagen durfte ich! Herrlich!!! Meine Frau und meine Tochter holten mich ab, wir nahmen kein Taxi sondern die U-Bahn und ich bemühte mich - wie auch vorher schon - möglichst so zu agieren, wie wenn ich völlig gesund wäre! Und diese Übung gelang mit einiger Überwindung ...

Danach durfte ich noch etliche Monate prophylaktisch eine weitere Chemo mit meinem "Lieblingsmittel'" Xeloda absolvieren - so depressiv wie in dieser Zeit war ich mein nicht allzu kurzes Leben davor niemals! Diese Chemo war für mich fast schlimmer als alles andere davor, aber auch diese Monate gingen vorbei.

Nun gehe ich jedes Jahr einmal zur Coloskopie, mache alle 3 Monate (lass machen!) ein Blutbild mit allem Drum und Dran und ein CT (Abdomen, Thorax) und lass "mich befunden" von meinem Leber-Operateur. Und seit der letzten Befundung werden diese Zeiträume statt 3 nunmehr 6 Monate betragen.

Ich gelte sicher noch nicht als geheilt - dazu muss man ja nach gängiger Meinung 5 Jahre "clean" sein. Aber ich bin recht gut unterwegs und die Kunst der Ärzte und die Einflüsse der Medikamente haben mir mein Leben sein Ende 2006 de facto "geschenkt"! Und das 5te Jahr nach 2009 (Leber-OP) werde ich gebührend feiern, dann bin ich "gesund" (und 72).

Warum ich das jetzt hier festhalte? Ganz einfach: um allen, die hier mitlesen, zu signalisieren, dass es - wenn man sich aktiv am Geschehen beteiligt - durchaus weitergeht, dass man aus der misslichen Situation etwas Positives machen kann, wenn man dazu SELBST auch was beiträgt. Der menschliche Wille kann zwar keine "Berge versetzen", aber er ist immer sehr hilfreich! Und ich habe in den vielen Monaten, die ich insgesamt im Spital war, so viele Menschen getroffen, die ein "Aufrichten", eine psychologische Hilfe benötigt haben - und ich habe auf diese Weise einen mittlerweile sehr guten Freund kennengelernt, dem ich etliche Stunden "gewidmet" und zugesprochen und damit geholfen habe, dass er mit seinem Problem zurechtkam. Ich bin der Überzeugung, dass alle medizinische Hilfe nur dann voll wirksam werden/sein kann, wenn man sich selbst helfen will, eben einen starken Überlebenswillen entwickelt. Ohne diesem geht es *imo* nicht!

Vom "Baron Münchhausen" gibt es u.a. die nette Geschichte, wonach er sich am eigenen Haarschopf aus dem Sumpf herausgezogen habe. Gut und schön - vll. war es auch so ... aber sicher ist dieses Beispiel, diese nette Mär, dazu angetan, es diesem Lügenbaron gleich zu tun und sich am eigenen Haarschopf aus dem Schlamassel, in das man dank "Krebs" gekommen ist, herauszuziehen! Selbst anpacken, mitwirken!

*btw*: In Österreich/Wien gibt es die "Krebshilfe" (wird's ja wohl auch in Deutschland geben!), bei der man wirklich gute Beratung hinsichtlich Reduzierung der Chemo-Begleiterscheinungen erhält!

Ich gäbe was drum, jetzt in alle Krankenzimmer (und wo sich sonst noch vor-sich-sinnierende und verzweifelte Krebspatienten aufhalten mögen) gehen zu können und diesen Menschen Kraft zusprechen zu können. Ihr hier, die Angehörigen und de facto Mitleidenden können das - bitte macht es auch! Und ich wünsche allen zumindest das Glück, das ich bei der Bewältigung der Geißel KREBS hatte!
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Liebe Grüße - Heinz