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Alt 21.07.2012, 08:09
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Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Liebe Dani,

ja, mir geht das auch so mit der Gartenarbeit Wahrscheinlich auch, weil mein Vater immer gern im Garten gearbeitet hat und sich oft dort aufhielt. Wenn ich dann Rasen mähe (und jetzt haben wir bzw. meine Ma sehr viel Rasen), dann sehe ich manchmal vor meinem inneren Auge meinen Papa, wie er in einem Beet steht und schimpft, weil die Vögel alle Johannisbeeren weggeknabbert haben oder er flucht über die viele Girsch (schreibt man das so? Ich meine diese Kraut, das einfach überall wächst), die sich nicht ausrotten lässt. So fühle ich mich ihm sehr nahe!

Nee, die Trauer lässt nicht wirklich nach... Sie verändert sich nur. Ich stelle mir die Trauer manchmal wie eine Person vor und wenn es ganz arg wird, dann sage ich ihr, sie solle sich mit mir an den Tisch setzen und dann trinken wir erst mal einen Kaffee zusammen. Das funktioniert bei mir, wenn ich merke, dass wieder so eine "Welle" mich wegzuspülen droht. Wenn ich mir das bildlich vorstelle, wie ich mit der Trauer an der Kaffeetasse nippe, dann kann ich besser damit umgehen und vor allem kann die Trauer mich dann nicht einfach mitreißen. Sie sitzt hübsch artig auf ihrem Stuhl und konzentriert sich auf ihren Kaffee... Klingt seltsam, oder?

Manchmal möchte ich aber auch tief in meine Trauer eintauchen. Dann nehme ich mir die alten Fotos raus und schaue alle an, stelle mir die jeweiligen Situationen vor, erinnere mich an meine Kindheit und die vielen Erlebnisse mit meinen Eltern. Das mag ich tun, wenn ich mit mir allein bin. Wenn ganz arg ist und der Weltschmerz allzu groß, dann schnuppere ich an Papas Winterjacke oder an seinem Duftwässerchen. Damit sprühe ich mich selbst ein...

Ach Dani, wenn das alles ein Gutes hatte, dann, dass wir alle uns kennen gelernt haben hier in diesem Forum und uns gegenseitig unterstützen. Und das finde ich immer noch bemerkenswert... So viele Menschen, die um das Leben eines Angehörigen bangen, eines über alles geliebten Menschen und die sich hier ein klein wenig aufgefangen fühlen und andere, die bereits um einen solchen Menschen trauern. Und obwohl jeder mit sich zu kämpfen hat, gibt er doch bereitwillig etwas ab an jemanden anderen. Das ist und bleibt ein schönes Erlebnis!

Ganz liebe Grüße und fühle dich umarmt,
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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