Thema: Verzweifelt
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Alt 16.07.2012, 23:59
Seestern09 Seestern09 ist offline
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Standard AW: Verzweifelt

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Zitat von Mirilena Beitrag anzeigen
Was du beschreibst, habe ich auch erlebt. Mein Vater hat die letzten 2 Wochen seines Lebens keine Nahrung mehr zu sich genommen. Meiner Mutter hat das fast das Herz gebrochen, doch sie hatte ihm versprochen, ihn nicht mit Essen zu quälen und so hat sie tapfer seine Entscheidung akzeptiert. Im nachhinein wissen wir auch, dass der Mensch in diesem Stadium einfach keine Nahrung mehr benötigt. Er bereitet sich auf seinen Abschied vor und der Körper zehrt von sich selbst. Am Ende wollte und konnte mein Vater auch nicht mehr trinken. Wir haben ihm immer ein wenig die Lippen mit Wasser benetzt. Da wussten wir, dass er bald gehen würde. Wir waren so traurig und es hat uns sehr mitgenommen, doch genau wie deine Mama jetzt hat mein Vater jeden Tag mehr und mehr Kraft verloren. Ich musste ihm regelrecht dabei zusehen. Wie ein Kerze, die noch flackert und demnächst ganz erloschen sein wird.
oh man.. es ist so schrecklich jeder mensch ist doch so anders als der andere, aber im grunde sind wir doch alle gleich deine worte/gedanken kommen mir so bekannt vor..

liebe dicha,

es tut mir so leid für dich, dass du deine mutter bald an diesen krebs verlieren wirst. die zeit der abschiednahme habe ich als sehr traurig, aber auch erleichternd empfunden. ich fand es jeden tag schön zu meiner mum ins hospiz zu gehen und doch graute es mich davor.. der geruch, ihre einsamkeit, ihr anblick, ihre traurigkeit.. ich wollte nicht, dass die zeit mit ihr aufhörte und doch wollte ich es. sie tat mir so leid und ich konnte ihren anblick nicht mehr ertragen. so eine starke frau.. so ein häufchen nur noch. es war ein elend. die ersten tage nach ihrem tod waren für mich irgendwie befreiend. es lag nicht die last und pflicht bei mir, jeden tag zu ihr zu gehen, mich jeden tag mit dem schicksal auseinander setzen müssen, um doch noch jede minute mit ihr verbringen zu können/müssen. weil wir diese zeit nie wieder nachholen können.
meine mum hatte zwar eine patientenverfügung. in dieser stand drin, dass sie lebensverlängernde maßnahmen haben möchte. aber sie hat das entscheiden müssen, wo sie wusste, dass sie diesen tumor hat und dass es mal soweit kommen wird. natürlich will man da am leben festhalten. das sieht man vielleicht anders, wenn man in einer neutralen situation sowas ausfüllt. naja nun mussten wir entscheiden, was wir mit der nahrung und flüssigkeit machen. nach rücksprache mit den hospizmitarbeitern entschieden wir uns gegen die nahrung per infusion und für eine flüssigkeitzufuhr. sie lebte auch ohne nahrung immer noch 3 wochen. so wie einige hier schon sagten, sterbende wollen nichts mehr essen. das hungergefühl ist nicht mehr da wie bei uns. und sie verdursten auch nicht. die flüssigkeit bekam meine mum ja auch per infusion und nicht durch den mund. sie diente nur dazu, die funktion der organe aufrecht zu erhalten. der mund wurde ihr befeuchtet.

ich kann dir eigentlich gar nicht sagen, wie traurig es macht, wieder von so einem schicksal zu lesen. es tut mir so leid für dich rede die letzte zeit noch viel mit deiner mum. sie hört alles, was du sagst. das unterbewusstsein bekommt immer noch alles mit, davon bin ich fest überzeugt. ich wünsche dir so unendlich viel kraft.

fühl dich gedrückt,
seestern.
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Über die Zeit lernen wir mit dem Verlust umzugehen,
wir müssen es einfach ertragen,
aber die Einsamkeit und die tiefe Trauer bleiben immer.

meine geliebte Mama
24.03.1964 - 22.05.2012

Diagnose Glioblastom Januar 2012.. 5 Monate.. es ging viel zu schnell
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