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Alt 15.07.2012, 10:27
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Momentan ist mir einfach alles zu viel und ich spüre, wie mir so langsam die Puste ausgeht... Nicht nur, dass die Beziehung in die Binsen gegangen ist... Nein, jetzt erhalten wir eine Hiobsbotschaft nach der anderen zum Gesundheitszustand von Mama. Nach ihrer Kurzreise kam sie so fröhlich und entspannt zurück, dass ich mir gedacht habe, sie würde ihr Lächeln jetzt allmählich wiederfinden und das hat mich glücklich gemacht. Allerdings hatte sie extrem geschwollene Beine, Wassereinlagerungen. Ich bat sie, unbedingt zum Arzt zu gehen, was sie auch getan hat. Es war kurz vor zwölf, vorbeigeschrammt an einer Entzündung. Mit den neuen Entwässerungstabletten haben wir die Beine wieder in den Griff bekommen, doch nun hat der Arzt sie auf den Kopf gestellt. Eigentlich war sie diese Woche jeden Tag beim Arzt. Plötzlich ging es ihr nicht gut, ihr war so schwindelig, dass sie befürchtete, jederzeit einfach umzufallen. Ihre Blutwerte haben ergeben, dass sie Diabetes hat und wohl auch ein zu schwaches Herz. Sofort hat sie sich um einen Termin beim Kardiologen bemüht und ich habe ihr zugesichert, dass ich gemeinsam mit ihr die Ernährung umgehend umstelle. Wir müssen jetzt zusehen, dass ihr Blutzuckerwert sinkt und sie abnimmt. Aber als ich am Freitag von der Firma bei ihr anrief und sie mir sagte, die Vertretungsärztin habe sie ins Krankenhaus einweisen wollen, da kippte ich beinahe vom Stuhl. Warum? Was ist los? Die Nierenwerte seien auch so schlecht... Oh mein Gott! Was kommt denn da nun wieder für eine Lawine auf uns zu? Ich konnte mich gar nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren und habe erst einmal im Internet Informationen zu Niereninsuffizienz zusammengeklaubt. So früh es mir möglich war, bin ich nach Haus zu Mama gefahren. Da saß sie wie ein Häufchen Elend im Sessel. Am Dienstag hat sie einen Termin beim Facharzt und dann müssen wir weiter sehen. Ich weiß ja selbst, dass es keinen Sinn hat, sich jetzt verrückt zu machen, weil man dann immer das Schlimmste befürchtet. Aber ich kann auch nicht mehr! Mir wird schon selbst in der Firma immer ganz schwindelig, wahrscheinlich, weil ich zu wenig schlafe und vor psychischer Erschöpfung.

Ich mache mir solche Sorgen um Mama! Am liebsten würde ich mir frei nehmen und sie am Dienstag zum Arzt begleiten. Leider wird daraus nichts, weil mein Vorgesetzter in Urlaub ist und ich meinen Urlaub ja bereits hatte. So hoffe ich, dass ihre Freundin sie begleitet, denn ich will nicht, dass sie in ihrem Zustand allein Auto fährt. Wenn ihr da womöglich während des Fahrens eine Schwindelattacke kommt... Ich mag mir das gar nicht ausmalen... Ich werde dann vielleicht doch mal am Montag mit dem Geschäftsführer persönlich sprechen, ob ich am Dienstag einen Tag Urlaub nehmen kann.

Ich spüre, wie die Angst in mir hochkriecht. Wie ein widerliches Tier... eine Schlange oder so, die mir langsam die Luft abdrückt. Das kann doch alles nicht sein! Und ich fühle mich so unendlich allein damit! Es gibt ja niemanden mehr, mit dem ich meine Sorgen teilen und somit halbieren kann. Manchmal habe ich das Gefühl, ich muss daran ersticken.

Ach Papa, ich weiß, dass ich mich jetzt zusammenreißen und stark sein muss, aber ich frage mich allmählich, wo die Kraft herkommen soll. Da ist nicht mehr viel von übrig. Der Akku ist leer und du weißt ja, wie bescheiden mein Urlaub verlaufen ist. Ich habe mich nicht wirklich neu aufladen können. Dabei wäre es bitter nötig gewesen. Nun ist auch noch der Vater von Alice gestorben, aber der hatte ja ein biblisches Alter... Viel tragischer hat mich die Nachricht vom Unfalltod Frau Wichmann-Ross getroffen. Ich kann das gar nicht begreifen. Sie, die sich immer so für die Sterbenskranken und deren Angehörige eingesetzt hat, die für jeden ein offenes Ohr hatte... Warum wurde sie so jäh und so sinnlos aus dem Leben gerissen? Ob du sie wohl bereits getroffen hast? Wenn ja, dann grüße sie ganz lieb von mir und sage ihr nochmals herzlichen Dank, dass sie Mama vergangenes Jahr so liebevoll aufgefangen und auf den Weg gebracht hat, ja?

Papa, manchmal habe ich das Gefühl, mir würde alles über den Kopf wachsen. Zwar funktioniere ich nach außen sehr gut, mähe den Rasen, erledige alles, was getan werden muss und arbeite. Aber ich fühle mich so leer. Wenn ich in mich hineinspüre, dann ist da nichts. Ich bin ja nicht einmal richtig traurig, dass T. mich verlassen hat. Da ist keine Wut, keine Traurigkeit, nichts. Eher so eine Art Gleichgültigkeit. Erst hatte ich angenommen, ich sei einfach so stark und gelassen, doch je tiefer ich schaue, desto erschreckender meine Erkenntnis, dass ich einfach nur kalt bin. Nur Angst ist da! Und die Angst wächst und ich weiß nicht, wie ich mit ihr umgehen soll. Angst um Mama, Angst davor, wie es bei uns weiter geht, Angst vor dem Alleinsein, Angst vor dem Versagen, Angst, Angst, Angst. Und wieder das Gefühl, dass mein Leben so nicht weitergehen soll. In der Firma ist die Situation nahezu unerträglich geworden. Wieder werden Kollegen derart gemobbt, dass ich es nicht aushalte. Ich tue für sie, was ich kann, aber du weißt ja, dass auch ich auf der Abschussliste stehe. Mittlerweile lasse ich es darauf ankommen. Schlimmstenfalls erhalte ich die Kündigung. Blöd nur, dass ich in meinem Bereich so gar nichts finde. Ich suche wie verrückt nach Stellen und hier gibt es einfach nichts Adäquates. Da muss ich halt durchhalten! Es nützt nichts!

Genug gejammert! Ich hoffe, dass wir gemeinsam für Mama das Ruder herumreißen können und dass der Zustand nicht allzu kritisch ist... Drück uns die Daumen, Papa!

P.S.: Sorry für die verworrenen Gedanken!

In Liebe
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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