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Alt 18.06.2012, 22:36
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Schnuddelmaus Schnuddelmaus ist offline
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Standard AW: Angst vor dem Ergebnis...

Hallo Sabrina,

es tut mir sehr, sehr leid für dich, dass du dich so schrecklich fühlst. Ich kann es gut nachvollziehen. Am Anfang ging es mir öfter auch so.

Ich habe trotz Stadium IV und den entsprechenden schlechteren Heilungschancen immer fest an meine Genesung geglaubt und mein Arzt (der tollste Onko der Welt) hat mir NIE was Gegenteiliges gesagt. Dennoch... obwohl ich erfolgreich über meinen Krebs hinwegen sehen konnte, habe ich in vielen stillen Stunden auch über HAARGENAU die selben Dinge nachgedacht. Darüber, wie einfach es die andere haben, mit ihren "weltlichen" Problemen. Vielleicht zu sterben, dass ist so ein starker Eingriff in das eigene spirituelle Bewusstsein, da scheinen einem der Stress im Job, mangelndes Geld, die blöde Nachbarin oder das nervige Kind total banal vorzukommen. Das hab ich auch oft gedacht. Aber ich musste mich dann schnell auch umgewöhnen, weil ich gar nicht erst in so eine Denkstruktur verfallen wollte. So etwas führt nämlich zur Verbitterung und ich dachte immer nur eines: Wenn ich sterben muss, dann bitte fröhlich, dann bitte leicht und beschwingt... so leicht wie es geht. Ich will das an meiner Beerdigung alle weiß tragen und als Lied If I Ever Leave This World ALIVE läuft. Ich will das niemand weint (bei Androhnung mit Platzregen von oben bei Missachtung ) und will das alle wissen, dass ich nicht in Verbitterung gegangen bin.

Warum ich dir das jetzt schreibe? Na ja, weil, drei Jahre sind seitdem vergangen und ich bin hier, lebe mein Leben, genieße die Sonne, freue mich auf meinem 30. Geburtstag, plane die Welt zu besichtigen und die Welt mit irgendeinem Teil von mir selbst zu bereichern. Ich freue mich über meine Familie, meine Freunde, über die Liebe, über jeden Tag und auch darüber diese einzigartige Möglichkeit bekommen zu haben (und das dank nur meiner Krankheit), die Herrlichkeit all dessen zu sehen was mich umgibt und worin ich mich befinde, jeden Tag auf's neue! Eine ebenfalls betroffene Freundin sagte einmal zu mir: Was wir Lympis der Welt voraus haben ist unbezahlbar. Denn unsere Krankheit hat uns die Möglichkeit gegeben Scheuklappen abzuschnallen und zu erkennen, wie wundervoll die Welt ist. So sieht sie die Welt, obwohl sie unheilbar krank ist. Krebs zu haben, bedeutet (wie Claudia) es sagte, nicht das Ende. Ich will dir mal was sagen... obwohl auch Claudia im Stadium 3 war, habe ich bei Facebook heute ein wunderschönes Bild von einer wuuuuuuuuuuunderschönen jungen, glücklich strahlenden GESUNDEN Frau gesehen, in einem weißen Brautkleid, mit einem ebenso strahlendem und glücklichen Bräutigam. Die beiden sind so ein süßes Paar und ihr Leben fängt jetzt mit Sicherheit erst richtig an. Auch sie hat all die Kämpfe, Tränen, Traurigkeiten, Tiefs und Hochs mit gemacht, wie wir alle, aber dass sie noch da ist, dass ich noch da bin, dass unsere süße Beba (die ES WIRKLICH SCHWER GETROFFEN HATTE) noch da ist und wir heute alle mit fröhlichem Mutes sagen können: Sabrina, kopf hoch, es ist nicht das Ende, egal wie es kommt! müsste dir doch Mut geben, zu sagen: YES I CAN!!! Ich weiß, es ist nicht immer leicht beschwingt durch so harte Zeiten zu gehen, aber... das Leben ist einfach zu kurz für alles andere.

Eine Ärztin meinte einmal zu mir: Man soll das Leben im allgemeinen nicht so ernst nehmen, denn es ist so oder so lebensgefährlich und am Ende kommt man auch nicht lebend davon! ich denke, das trifft es ganz gut.

Ich kann dir nicht sagen, wie du deine Angst angehen sollst, das kann keiner. Wir haben das alle durchgestanden und stehen es bei jeder Kontrolle immer noch durch, aber es wird mit der Zeit weniger und man lernt irgendwie damit zu leben und damit gut umzugehen. Ich habe noch ein Freundin bei Facebook die ich auch hier kennengelernt habe. Sie war MH Patientin. Sie hat vor einem Jahr ihr 1. Baby bekommen und heute habe ich ebenfalls ein Bild von ihr und ihrem Mann bei der Hochzeit gesehen, wie sie glücklich zusammen die Torte anschneiden. Weißt du, schei* drauf was googel sagt und schei* darauf was Statistiken sagen. Das alles hat überhaupt keine Bedeutung für dich, solltest du wirklich krank sein. Denn es ist dein Weg alleine und niemand kann dir "vorschreiben" wie du ihn gehst oder wohin er dich führt.

Warte all deine Ergebnisse erst einmal ab. Alles andere - auch wenn es seine daseinsberechtigung hat - führt dich nur in die Irre. Du machst dich damit selbst total fertig, aber vorallem lässt auch dieses non- stop- Angst- und- Ohnmachts- Gefühl die Knötchen nicht kleiner werden. Du hilfst dir überhaupt nicht dabei. Wenn du mal was Gutes lesen willst, kauf dir die Taschenbücher von Dr. Simonton, auch wenn man nicht krank ist, können sie eine absolute Bereicherung sein. Daher habe ich auch meine Meditations/Visualisations Kiste ;-)

Oft habe ich auch gedacht, für was jetzt planen, für was jetzt sich Gedanken machen über die Zukunft, was ich arbeiten will oder ob ich heiraten will... ob ich Kinder will usw. wenn ich morgen tot sein könnte. Das ganze aber hat einen dicken fetten Haken... wenn du mit allem dem aufhörst, gibst du dich auf und dann... hat eine Krankheit (wenn sie überhaupt existiert) schon halb gewonnen. Das ist also total kontraproduktiv. Stellen wir uns vor, du wärst krank... dann wäre es doch besser jetzt schon den Entschluss zu fassen LEBEN zu wollen und damit... auch Pläne zu schmieden, dem Alltag einen Sinn zu geben, sich mit Freunden zu treffen usw. frei nach dem Motto:

GIB KREBS KEINE CHANCE!!!!!




Ich verstehe deine Ängste. Ich verstehe das Gefühl sich im Umfeld alleine und ausgegrenzt zu fühlen. Da ich am schönen Rhein wohne, habe ich es immer so verglichen. Als Krebspatient wechselst du ganz plötzlich die Rheinseite und der Blickwinkel wird nie mehr derselbe sein. Du siehst deine Lieben, deine Freunde, deine Heimat... und dennoch bleibt nicht mehr als rüber zu sehen und zu winken, weil man als Krebspatient plötzlich in einer Art... anderem Universum lebt. Ich dachte damals das würde sich nie mehr ändern... naja, irgendwo hänge ich immer noch auf der anderen Rheinseite, aber jetzt gibt es wieder eine schöne Fähre die mich immer dann wenn ich möchte, rüber schippert. Aber weißt du was, meine eigene Seite gefällt mir jetzt viel besser, weil ich von Außen sehen kann, was andere nicht sehen können und... weil ich eine komplette Rheinseite für mich alleine habe *grins* ich kann rüber wann ich will, aber die anderen können meine Rheinseite nicht besuchen. Am Anfang war das Leben wirklich wie unter eine "Glocke" nicht zuletzt, weil man so isoliert von der der Gesellschaft lebt ohne Haare und Augenbrauen und im schlimmsten Fall mit Mundschutz, aber dieses Glocken-Gefühl schwindet, aber was bleibt ist die Erinnerung daran. Und jedes Mal wenn ich mich daran erinnere, wie ich mal unter der Glocke leben musste, lächle ich und bin froh, dass es vorbei ist und bin dankbar über all das, was ich heute habe!!! Inklusive der unglaublich vielen, lieben Menschen die ich hier kennenlernen durfte.

Daher sage ich dir jetzt wirklich: Hab nicht so viel Furcht. Was kommt, kommt ohnehin, keine Tränen der Welt verhindern das. Aber, man sollte Probleme erst dann aus allen Blickwinkeln betrachten, wenn sie direkt vor einem stehen und nicht prophylaktisch Problembearbeitung leisten. Wenn du wirklich krank bist, glaub mir eines... wirst du viel Gutes daraus ziehen können, es wird dich verändern auf eine gute Weise und du wirst zu schätzen wissen, was du am Leben hast. Und wenn du gesund bist... naja, hoffe ich für dich das selbe, nämlich dass du JEDEN TAG mit Dankbarkeit aufwachst und dir darüber im klaren bist, was für ein Geschenk das Leben ist.

Weißt du übrigens, was mich getröstet hat und immer noch tröstet???

Schau dir mal bis an die Grenzen des Universums an. Eine unglaublich schöne Doku über das All. Das erstaunliche dabei war, dass immer wenn ein Stern im Universum stirbt, er in einem atemberaubenden, wunderschönen Feuerwerk aus Licht und Energie vergeht und daraus aber IMMER etwas Neues entseht. Im Universum läuft nie etwas ohne Sinn und Zweck, nie wird etwas "verschwendet", aber vorallem wird aus den schrecklichsten Ereignissen immer etwas unglaublich Neues geschaffen. Das Universum ist für mich ein Sinnbild all dessen, was ein Krebspatient durchstehen muss und wenn ich daran denke wie riesig groß, wie geordnet und wundervoll es ist, wie nichts verschwendet wird und jede Energie ein Teil des unendlichen Ganzen ist, verliere ich für den Moment all meine Frucht vor den weltlichen Dingen (auch dem Tod), die hier unten auf unserer blauen Kugel passieren. Ich weiß nicht ob dir das hilft, aber es wäre ein Tipp um deine Zeit zu vertreiben und.... dir viell. ein bisschen Trost zu spenden.

Ich hoffe ich konnte dir irgendwie helfen Sabrina und du kriegst die nächsten Tage gut herum.

Mach dir nicht so viele Gedanken über die wenn's und aber's, OP hin, OP her, der Weg ist das Ziel und du gehst schon sicherlich den richten Weg für dich, ohne dass es dir direkt bewusst ist. Probiers mal mit einer schönen Affirmation, dass hat mich auch in nervösen Momenten immer etwas auf den Boden geholt. Schau dir viell. mal so Filme wie the secret oder Louise Hay an. Halt mich nicht für so Esoterikerin, mit Pendeln & Co. hab ich nix am Hut, aber da der Mensch für mich aus mehr besteht wie nur Fleisch und Blut, glaube ich, dass auch so viel mehr in uns steckt als wir wissen. Mir haben jedenfalls alle postiven Sachen sehr, sehr stark geholfen!!!!

Ich wünsche dir noch eine schöne Woche und viel innerliche Ruhe!!!

Fühl dich lieb gedrückt


Glg

Irena
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Kämpfen nicht sein gut, aber wenn Kämpfen, dann gewinnen!!!!!!

Mr. Miagi aus Karate Kid

Geändert von Schnuddelmaus (18.06.2012 um 22:53 Uhr) Grund: Ja, ja, die liebe Rechtschreibung *g*