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Alt 05.06.2012, 14:54
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: und taeglich gruesst das Schalentier....

Liebe Simone,

ich bin geradewegs in deinen Thread hinein gestolpert... Mir kommen deine Gefühle und Gedanken alle auch noch sehr, sehr bekannt vor! Ist ja alles auch noch nicht allzu lange her... Aber Maike und Andy haben so recht, versuch', dich auf die Gegenwart zu konzentrieren, so schwer es dir auch fällt! Noch ist dein Papa bei euch, noch kannst du ihn in den Arm nehmen, seine Hand halten, einfach bei ihm sitzen. Wenn du dir diese Gegenwart mit den vielen dunklen Wolkegedanken verdeckst, dann bereust du das womöglich eines Tages und das wäre schade! Ich weiß zu gut, wie schrecklich sich das jetzt alles für dich anfühlt und wie verzweifelt du bist. Ich war es auch. Aber irgendwo hier habe ich gelesen, dass es nichts bringt, sich verrückt zu machen, die gedanken Karussell fahren zu lassen und den Kopf in den Sand zu stecken, denn dann hätte der Krebs oder die Angst vor demselben bereits gesiegt.
Ihr mögt vielleicht wissen, dass dein Papa unheilbar krank und deshalb wenig Hoffnung haben, doch die Zeit, die euch mit ihm verbleibt, die solltet ihr nutzen. Wenn dein Papa gute Tage hat (es ihm also den Umständen entsprechend gut geht), dann nutzt diese Tage. Fragt ihn, was er gern tun würde, ob er sich unterhalten mag, alte Fotos anschauen, Besuch von lieben Menschen bekommen etc. Und wenn du im August in Deutschland bei deinen Eltern sein wirst, dann nimm deine "innere Kamera" mit und halte die vielen wunderbaren Augenblicke, die ihr erleben werdet fest! Schließe sie in deinem Herzen ein und hole sie immer dann hervor, wenn du sie brauchst.

Als vaterlose Tochter kann ich dir nur diese Tipps geben, vielleicht kannst du irgendetwas davon gebrauchen! Und die Leute, deren Kommentare du hier niedergeschrieben hast...GRRRRRRR, sie machen mich immer noch wütend und auch traurig... Dein Papa hat sich diese Krankheit nicht ausgesucht und meines erachtens ist er auch nicht "Schuld", dass er sie bekommen hat. Nur weil er Raucher war, bekommt er nicht unweigerlich Lungenkrebs. Wie würde man sonst Bauchspeicheldrüsenkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Hodenkrebs, Magenkrebs, etc. erklären? Was haben diejenigen "verbrochen", um sich diese Krankheit zuzuziehen? Und sind die leukämiekranken Kinder auch selbst schuld? Ich finde, da machen es sich viele Leute es sehr, sehr leicht und simpel. Aber wer weiß, vielleicht weil sie selbst so simpel gestrickt sind?! Es fällt sehr schwer in dieser Zeit, wo du dich fühlst wie eine offene Wunde, doch versuch', die sinnentleerten Sprüche dieser Ignoranten zu überhören. entweder gar nicht antworten oder ihnen verbal etwas um die Ohren hauen. Tut mir leid, mein Text ist so lang geworden...

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und auch Zuversicht für euren Weg!!!

Alles Liebe
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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