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Alt 24.05.2012, 12:40
Odelbie Odelbie ist offline
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Standard AW: Wie sage ich es unserer Tochter ?

Hallo Ihr Lieben,


Auf diesem Wege herzlichen Dank für all eure lieben Worte. Danke für die Tips ,Hinweise und Kraftpakete.

Wir kämpfen für JEDEN neuen Tag. Ich habe lange nachgedacht um wirklich sicher zu sein, ob all die Sachen richtig sind, die ich eingefädelt habe. Heute, heute bin ich der Meinung, ich habe es gut gemacht. Die Ärzte in der Uni Erlangen sagten mir zum Schluss der Behandlung dort ich müsse Zeitnah schnell mich um eine neue Behandlung für meinen Mann kümmern. Das tat ich. Und diese neue Bestrahlung wurde schon zum zweiten Male verschoben,weil die Akten von meinem Mann aus Erlangen noch immer fehlen.

Ich habe einen Großbrief an den ärztlichen Direktor per Einschreiben geschickt. Mit Kopien von Beweismaterial. Da bin ich gespannt, was ich für eine Antwort bekomme.

Wir hatten letzte Woche ein wundervolles Arztgespräch . Ich erklärte dem Arzt mein Wissen über die Krankheit und den Zustand meines Mannes. Legte dem Arzt im gleichen Augenblick die Patientenverfügung vor und dann untersuchte er meinen Mann. Nahm Blut ab und schaute sich ganz genau meinen Mann an. Zum ersten Mal hatten wir das Gefühl ,das uns Jemand zuhört.

Nach einiger Zeit bekamen wir den Bescheid, das es nur eine Bestrahlung geben wird. Diese dient nur dazu, das er keine Erstickungsängste haben braucht. Die Chemo, die gemacht wurde, war viel zu schwer für den schon geschwächten Körper. Eine weitere Chemo würde er nicht schaffen.
Wir genießen jeden Tag. Haben uns damit abgefunden, das wir unseren Mann und Papa verlieren werden. Wir haben uns aber nicht damit abgefunden, das er unter Schmerzen und Panik gehen muss. Das ist unsere Aufgabe geworden, dafür zu kämpfen. Es sagt es uns ganz oft, wie toll wir sind. Selbst unsere Tochter hat verstanden,begriffen das zum Leben der Tod gehört. Zumindest fühlen wir uns nach AUSSEN so. In unserem Inneren sieht es ganz anders aus.
Unser Herz ist voller Trauer und Angst. Verzweiflung macht sich stark breit. Unser Leben bleibt stehen. Wir sind eigentlich am Ende. Können diese Form nicht verstehen und haben keine Zeit dies zu verarbeiten, es zu sortieren. Es fühlt sich so an, als seinen wir in ein Haifischbecken gesprungen und kommen nicht mehr raus. Wir rudern ohne Pause. Ständiger Ärger mit der Krankenkasse. Auskünfte über Dinge, wo man nicht ein Wort versteht. Es macht einen vollkommen fertig. Dabei wollten wir nicht viel. einen Rollstuhl um zur Bestrahlung zu kommen, einen Toilettenstuhl, damit mein Mann selbst seine Notdurft verrichten kann, weil er die Strecke zum Klo nicht alleine kann. Betteinlagen. Ist das zuviel verlangt ? 24 Stunden bin ich bei meinem Mann und für ihn da. Dann habe ich mir erlaubt, einen Antrag auf Pflege zu stellen. Der Gutachter war schon lange da. Einen Bescheid vermissen wir. Darauf warten wir schon 4 Wochen. Alle Medikamente kosten Geld. Alle Hilfsmittel kosten Geld und dann Stelle ich mir die Frage, warum hält man die Leute so hin. Ist das einen Form von Menschlichkeit ?

Wir sind der Verzweiflung sehr Nahe. Es ist Irre, was man seinem Körper abverlangt. Und auf der anderen Seite sieht man, wie man immer stärker wird. wie man zusammen wächst, wie man gemeinsam traurig ist, wie man gemeinsam lacht und weint.

Danke für's zuhören.

Ich wünsche euch Allen ganz viel Stärke.

Gg liebe Grüße
von Grit mit Lisa an der Seite
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