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Alt 05.05.2012, 08:34
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Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Standard AW: Meine liebe Mum hat Lungenkrebs im Endstadium...und fast nichts ist,wie es mal wa

Meine liebe Sylvie,

ich kann dich so gut verstehen! Andere Menschen wären wahrscheinlich verschreckt, wenn wir das aussprechen, doch wenn man einen geliebten Menschen begleitet, der eine unheilbare Krankheit hat und in letzter Konsequenz hilflos dabei zusehen muss, wie der Körper immer mehr abbaut und Seele und Geist sich allmählich auf die Reise begeben, dann wünscht man sich wirklich nur noch, dass dieser Zustand nicht mehr allzu lange anhalten möge und dass der geliebte Mensch endlich gehen darf... Ich habe das im Februar auch gedacht, als mein Papa zu schwach war, um aus einem Glas zu trinken und deshalb die Schnabeltasse bekam, als er nicht mehr ohne Hilfe aufstehen konnte und wir ihn die letzten Tage windeln mussten, als das Reden zu anstrengend für ihn war und er nur noch flüstern konnte, als er seit 2 Wochen keine Nahrung mehr zu sich nahm... Und dennoch war ich so zwiegespalten... Es ist tatsächlich so, die Hoffnung stirbt zuletzt und solange jemand noch da ist (und egal, wie wenig von ihm übrig ist) hoffen wir immer irgendwie, dass alles doch noch wieder besser wird, auch wenn wir wissen, dass es völlig irrational ist. Und andererseits wünschen wir diesem Menschen, dass er nicht länger leiden muss und gehen darf.
Solange du dich um deine Mama so liebevoll kümmern kannst, ist es gut. Schmerz und Trauer brechen dann über dir zusammen, wenn die sie aus Liebe hast gehen lassen... Denke ich mir!
Deine Mama ist wirklich hübsch und hat so wunderbare Augen. Das Bild in deinem Benutzerprofil ist etwas klein, aber ich meine zu erkennen, dass du deiner Mama sehr ähnlich siehst! Du bist auch eine Hübsche! Komisch, und irgendwie habe ich mir dich so ähnlich auch vorgestellt. Mit dunklem, gewellten Haar und eher dunklen Augen... Frag mich nicht warum, das war so eine ahnung...

Meine liebe Sylvie, ich wünsche euch, dass deine Mama nun bald ihre Vorbereitungen abgeschlossen hat, aller Ballast abgeworfen ist, sie alle Dinge hier auf Erden erledigt hat und sich von allen Menschen verabschiedet, die ihr lieb und teuer sind und die sie hier begleitet haben ein Stück ihres Weges. Damit sie gehen kann... Ins Licht, damit sie wieder ein Teil des ganzen Großen wird und nie wieder Schmerzen hat und sich quälen muss. Du weißt, wie ich das meine, oder? Ihr gesundheitlicher Zustand klingt echt bedenklich und ich möchte nicht, dass sie all das noch bewusst erleben und erleiden muss. Insofern ist es gut, dass sie ein wenig weltentrückt ist... Übrigens war mein Papa auch so... Er wollte sich nicht hinlegen, auf keinen Fall... Und er war auch so berührungsempfindlich.

Was kann ich dir sagen... Stelle dich wenn irgend möglich auf ihre Reise und den Abschied ein und sei gewiss, du hast alles, wirklich alles getan, was möglich war. Du hast deine Mama mit Liebe umhegt und umsorgt und das hat ihr bestimmt all das Leid erleichtert. Und du bist immer für sie da, so wie immer für dich da war... Das ist ein ganz wertvolles Geschenk und es ist auch eine Gabe, bei einem geliebten Menschen bis zum Ende da zu sein. So seltsam es klingen mag, auch das gibt Kraft und eine gewisse Erkenntnis, die trotz aller Traurigkeit und allen Schmerzes dabei hilft, das Leben weiter zu leben.

Also, ich drücke dich ganz fest und wünsche dir, dass alles in deinem Sinne verläuft...
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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