Meine liebe Sylvie,
ja, das solltest du unbedingt tun! Du kannst nicht alles allein mit deinem Papa schaffen. Zwar macht die Palliativkraft nicht allzu viel, das weißt du sicherlich auch, aber allein das Gefühl, rund um die Uhr im Notfall einen Arzt erreichen zu können, der nach Haus kommt, ist Gold wert! Wie du schon schreibst, das gibt euch dann ein Stück weit Sicherheit. Uns ging es auch so und wir waren so dankbar für die Hilfe. Als mein Papa aus dem Krankenhaus kam, bekam er ja ziemlich umgehend die Pflegestufe 2... Meine Mama hat dann wenigstens noch die tägliche Hygiene durch eine Pflegekraft in Anspruch genommen, weil sie Angst hatte, meinem Papa noch weitere Schmerzen beim Waschen zuzufügen... Also kam jeden Morgen gegen 10 Uhr die Palliativschwester. Da wir beide, Mama und ich, keine medizinische Vorbildung haben, hat es auch geholfen, dass sie uns die vielen Medis (der Esszimmertisch war echt voll davon) erklärt haben und wir den Medikamentenplan durchgegangen sind. Na ja, und auch die Palliativärzte waren klasse! Am Samstag nehme ich nun tatsächlich an dem Workshop teil, habe gestern mit der Ärztin telefoniert und werde als Angehörige die Fragen zum Thema SAPV beantworten. Ich kann es nur uneingeschränkt empfehlen.
Ich weiß auch nur zu gut, wie du dich jetzt wohl fühlst. Und stelle dir bloß nicht so viele Fragen... Deine Mama hat das alles schon richtig entschieden. Wahrscheinlich hat sie ohne die Chemo mehr Lebensqualität als mit, ich habe mir im nachhinein ja immer gesagt, mein Papa hätte sich das auch gar nicht zumuten sollen (geholfen hat es ihm ja eh nicht). Er war so geschwächt davon. Wäre ich jetzt in der Nähe, dann würde ich deiner Mama heute einen riesengroßen kunterbunten Frühlingsstrauß bringen. Vielleicht würde sie das freuen. Und dir würde ich auch einen mitbringen!
Ich knuddel dich ganz doll
Miriam
