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Alt 22.04.2012, 21:13
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Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Standard AW: Mein Mann hat Lungenkrebs

Liebe Kürbiskern,

es tut mir unendlich leid, dass dein Mann Lungenkrebs hat! Ich weiß, wie sich das anfühlt. Dieses Gefühl, dass dir der Boden unter den Füßen weggezogen wird, die Welt auf einmal still steht oder sich weiter ohne dich bewegt. Du bist wie gelähmt und musst doch funktionieren. Es ist grauenhaft! Und am schlimmsten fand ich, dass ich zur Untätigkeit verurteilt war... Ich konnte meinem Vater nicht helfen, musste nur da sitzen und warten... Immer wieder warten, auf Untersuchungsergebnisse, Kontrolluntersuchungen, Tumorkonferenzen etc. Warten und hoffen und beten.

Dennoch gebe ich Heaven recht, so schrecklich diese Diagnose ist, ihr dürft das Leben nicht vergessen. Wenn man in der Angst erstarrt, kann man das Schöne um einen herum nicht mehr wahrnehmen. Natürlich fühlst du dich unendlich allein und verlassen. Das ist völlig natürlich! Deshalb wäre es vielleicht auch für dich gut, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Psychoonkologen... kann ich nur empfehlen! Ich habe mehrere Gespräche in Anspruch genommen und es hat mir sehr geholfen. Meine Mama hat das auch getan und konnte sich so aus ihrer Angststarre befreien. Für deine Kids gibt es im Internet eine Seite speziell für Jugendliche. Schau mal in dem speziellen Forum, ich glaube, da wird diese Seite genannt. Ich habe auch eine 14jährige Tochter und daher weiß ich, dass Jugendliche ganz anders damit umgehen als wir. Aber es ist großartig, wenn du offen mit euren Kindern sprichst und ihnen ihre Fragen beantwortest. Wichtig ist wirklich, im Dialog zu bleiben.
Ansonsten kann ich dir auch noch die Seite der Deutschen Krebsgesellschaft empfehlen. dort gibt es Ratgeber für "Lungenkrebs", "Tipps für Angehörife" (sehr, sehr gut!!!!) und auch einen Ratgeber zu den Schmerzen bei Krebs. Da sind auch Listen von Beratungsstellen und andere gute Tipps. Ansonsten bist du hier im Forum genau richtig. Hier findest du immer ein offenes Ohr und eigentlich immer jemanden, der dir helfen kann oder dir ein wenig Mut macht.

Als hinterbliebene Tochter kann ich dir nur empfehlen, die Zeit, die ihr habt, zu nutzen und zu genießen, wenn es deinem Mann gut geht. Ich weiß, dass es verdammt schwierig ist, wenn man vor Sorgen fast verrückt wird, doch es ist einen Versuch wert. Und es ist hilfreich, wenn du deinem Mann am Alltag teilhaben lassen kannst und seine Krankheit nicht ständig Thema ist. So viel Normalität wie möglich! Mein Vater hat es gehasst, ständig über den Krebs reden zu müssen. Ich wünsche dir von Herzen, dass vor euch eine lange gemeinsame Zeit liegt und ihr wirklich unzählige schöne Tage miteinander verbringen könnt ohne Notarzt und Zwischenfälle.

Liebe Kürbiskern, am Anfang denken wir alle, dass wir es einfach nicht können, keine Ahnung haben, hilflos sind, nur Fehler machen und es nicht ertragen können. Doch dann wachsen wir alle über uns heraus, wir Töchter, Ehefrauen, Mütter, etc. Und wir schöpfen aus unserer inneren Kraftquelle und schaffen es jeden Tag auf's Neue. Und du wirst das auch schaffen! Und es ist vollkommen in Ordnung, wenn du dir professionelle Hilfe holst. Lieber zu früh als zu spät!!!

Alles Liebe für dich und weiterhin viel Kraft
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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