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Alt 18.04.2012, 12:48
Münsterland Münsterland ist offline
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Standard Münsterland, neu hier:Angehöriger hat Kleinzeller mit Lebermetastasen

@Lungenkleinzeller, Angehöriger mit Metas in Leber und Lungenmetastinum

So leider muss ich heute eine sehr traurige Nachricht hier schreiben. Während der Ostertage ist nach akutem Leberversagen der Angehörige innerhalb von vier Tagen verstorben.

Zuletzt war zwar weiterhin die Lunge kein Problem und es konnte einwandfrei geatmet werden: weder Sauerstoffgerät noch sonstige Hilfen bei der Atmung waren notwendig ("auch kein Husten war der Fall").

Ebenso gut schaute es nach der Ganzhirnbestrahlung im Gehirn aus; dort war nur noch eine Stelle problematisch, wogegen erstmal seitens der Strahlenärzte abgewartet werden sollte, ob überhaupt es sich um eine Metastase handelt.

Auch andere Organe wie Niere, Milz, Bauchspeicheldrüse, usw. waren einwandfrei.

Dafür aber waren in den letzten Wochen die Entzündungswerte der Leber aus den Laboruntersuchungen extrem gestiegen und zugleich war die Blutplättchenbildung extrem niedrig, so dass selbst ein Nasenbluten Probleme bereitete: wir hatten noch dort in der Nase zwei Äderchen veröden lassen.

Die Leber machte nicht mehr mit und in den letzten fünf Tagen kam es dann überall zu kleinen Einblutungen im Gewebe und die Augen wurden gelblich.

Das einzig Gute war am Ende dann, dass der Angehörige bis zum Schluss bei Verstand war und überhaupt keine Schmerzmedikation und kein Morphin bedurfte. Er schlief dann aufgrund Organversagens der Leber friedlich ein und ich konnte bis zum Schluss bei ihm im Zimmer bleiben, damit er nicht allein ist. Noch in den letzten Stunden habe ich ihm die Hand gehalten, auch als er keine Kraft mehr zum Sprechen hatte.

Leider ist bei metastierten Kebspatienten keine Lebertransplantation möglich und würde auch letztlich nicht helfen, da aufgrund der Medikation bei der Immunabwehr zur Annahme der Leber eine gleichzeitige weitere Chemotherapie sich ausschließt, wie Ärzte mir erklärten. Daher erhalten Krebspatienten mit metastierten Zustand in mehreren Organen keine Lebertransplantation.

Allen von Lungenkrebs betroffenen Patienten sei hier noch als Hinweis daher angemerkt, es war nicht die Lunge, die den Tod letztlich hervorgerufen hat, sondern es war die metasierte Leber, die zum Schluss nicht mehr gearbeitet hat.

Ich bin tief traurig, dass mein Angehöriger von mir gegangen ist, und es wird sehr sehr lange dauern, bis ich diesen Tod überwinden werde, da wir beide erst in der Mitte des Lebens stehen und ich erst Anfang 40 bin.

Ansonsten hasse ich Zigaretten ("selbst Nichtraucher") und finde es sehr traurig, dass ich das Rauchen bei meinem Angehörigen nicht verhindern konnte ("aber leider hat er da nicht auf mich in all den Jahren gehört").

Ich wünsche allen Menschen weiterhin viel Kraft, Energie und Stärke und achtet auch als Lungenkrebsbetroffene auf den Zustand der metastierten Leber und die dortigen Entzündungswerte des Labors...denn es kann wie in unserem Falle sehr schnell am Ende gehen, wenn die Leber nicht mehr mitspielt.

Der Vorteil des Leberversagens war bei uns die Schmerzfreiheit ("Kein Morphin") und die Tatsache, dass es am Ende schnell ging, und keine lange Leidensphase mit Bluthusten, Abhusten, "Ertrinken in der Lunge" der Fall war...und dafür bin ich dankbar, dass der Sterbeprozess sehr schnell und schmerzlos erfolgte.

Zum Schluss sei noch angemerkt für alle Mitleser: wir waren ein schwules Paar, das seit über zehn Jahren zusammenlebte und am Standesamt geheiratet hatte. Es ist sehr traurig, wenn der Partner an der Seite mittem im Leben von einem gerissen wird.

Ich wünsche allen Betroffenen weiterhin viel Glück und alles Gute


Münsterland
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