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Alt 12.03.2012, 19:36
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Hallo Ihr Lieben,

jetzt nochmal ganz allgemein: ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, habe ein ganz schlechtes Gewissen, dass ich mich schon so lange nicht mehr gemeldet habe und bin ganz überwältigt von Eurem lieben Zuspruch!

Letzte Woche war eine schwierige Woche für mich; mein Papa ist nach Italien gefahren und hat dort einen guten Freund besucht und so habe ich unseren Hund in Obhut gehabt. Unser Hund - 3 Jahre alt - ist ziemlich groß (er heißt Floh, Nomen non est omen), meine Mietwohnung hingegen ist recht klein und so trafen zwei Gegensätze aufeinander. Ich arbeite Vollzeit, bin aber in der Mittagspause immer nach Hause gefahren, um mit Floh wenigstens kurz spazieren zu gehen. Abends war ich dann immer daheim, da der Hund schon den ganzen Tag mehr oder weniger alleine war. Also habe ich mein "Sportprogramm" gecancelt und hatte am Abend viel Zeit zum Nachdenken. Und das tat mir nicht sonderlich gut. Ich musste so viel an meine Mama denken, und es tat so weh. Zu wissen, dass ich sie nie wieder sehe, höre, rieche, um Rat fragen und umarmen kann...

Es gibt in meinem Leben keinen Menschen, der mir näher stand als sie.

Das letzte Mal hatte ich auch geschrieben, dass ich nicht von meiner Mama träume, das hat sich geändert, was ich davon halten soll, weiß ich nicht genau: Der erste Traum war noch beruhigend und ganz schön. Meine Mama und ich waren in einem Raum. Meine Mama wusste bereits von ihrer Diagnose. Ich habe gesagt: "Mama, ich habe so Angst, wie es sein wird, wenn du mal nicht mehr da bist, wie wird das sein, bist du dann weg?" Und da ging meine Mama wortlos aus der Tür und schaute durch ein Fenster zu mir in den Raum. Ich rief: "Mama, hörst Du mich?" Und da legte sie den Finger auf den Mund und gab mir zu verstehen, dass ich nicht nach ihr rufen brauche.

Die Träume in den letzten Tagen waren hingegen ziemlich wirr und erschreckend. Einmal bestand ihr Zimmer von der Palliativstation aus einer Autowaschstraße und ihr Bett stand inmitten von großen, lauten, rotierenden Waschbürsten. Ein anderes Mal habe ich geträumt, wir hätten während Mamas Krankheit erfahren, dass der Papa ein Plattenepithelkarzinom in der Lunge hätte.

Aber am merkwürdigsten war die Nacht von Donnerstag auf Freitag: ich habe geschlafen und wurde wach, weil Floh mit seinen knapp 40 kg zitternd auf mein Bett springt. Ich beruhige ihn, stehe auf, mache das Licht an und entdeckte auf den ersten Blick nichts. Floh ist aber immer noch unruhig, rennt zur Wohnungsengangstüre, will raus. Ich sage zu ihm, wir gehen jetzt nicht raus, es ist 3:30 Uhr. Da entdecke ich, dass meine Staffelei auf der Kippe steht, so, als würde sie jeden Moment umfallen. Ich bin eigentlich - glaube ich - ein recht rationaler Mensch, aber irgendwie bekam ich ein mulmiges Gefühl, auch, weil der Hund so nervös war, also machte ich den Fernseher an. Ich bekomme aber nur Schneegestöber. Ich stehe wieder auf und überprüfe das Antennenkabel, es steckte ganz normal in der Steckdose. Dann habe ich den Fernseher noch ein paar Mal an und aus gemacht, irgendwann ging er wieder, Floh hatte sich beruhigt, und ich konnte wieder einschlafen.

Ich glaube nicht an übersinnliche Kräfte oder so etwas, aber diese Nacht war ganz, ganz komisch.

Ihr Lieben, meine Texte werden immer länger, ich hoffe, es ist nicht zu wirr geschrieben.

Danke, dass Ihr da seid.

Carlotta
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