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Alt 02.02.2012, 12:10
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs im fortgeschrittenem Stadium

@Leonie: Liebe Leonie, das ist ja grauenhaft! Da hast du doppelt schwer zu tragen, wenn deine Mutter die Krankheit einfach ignoriert und deinen Vater in diesem Zustand ablehnt. Wie schrecklich! Und dein armer Vater! Da ist es ein Segen, dass er dich hat! Aber weißt du, du musst jetzt auch an dich denken, denn stelle dir mal vor, wenn du zusammen klappen solltest, das wäre eine Katastrophe! Also, ich kann dir wirklich nur empfehlen, dir Hilfe zu holen. Wir kennen uns ja leider nicht wirklich... Wenn du reden magst, suche mal nach einer Selbsthilfegruppe für Angehörige in deiner Umgebung. Frag einfach im Krankenhaus das Pflegepersonal, die wissen das oder organisieren sogar selbst eine solche Gruppe. Wenn dir das zu viele Menschen sind, kannst du auch eine/n Psychoonkologen/in z Rate ziehen. davon gibt es leider nicht besonders viele, zur Not musst du das beim kassenärztlichen Dinest erfragen, denn dort muss man es wissen. Ich habe mehrere Gespräche geführt und es hat mir letztes Jahr sehr, sehr geholfen. Ich habe den Eindruck, dass du jetzt für deine Mutter in die Rolle deines Vaters schlüpfen musst und sie weiter "bepuderst"... Sei mir nicht böse, aber das geht gar nicht!!! Sie MUSS sich der Realität stellen, denn das ist sie deinem Vater schuldig, oder? In guten wie in schlechten Zeiten und Krankheit und Tod sind zwar immer belastend für die Angehörigen aber sie gehören einfach dazu. Darf ich fragen wie alt deine Mutter ist? Als ich deine Antwort las, zuckte ich innerlich zusammen und dachte mir, dass ich es sehr viel besser habe. Ich kann mit meinen Eltern offen sprechen und für meine Mutter stand nie außer Frage, dass sie meinen Vater begleitet und ihn schnellstmöglich heim holt, wo wir ihn auf seinem letzten Weg begleiten werden.
Ich lese gerade "Über das Leben und über den Tod" von E. Kübler-Ross. Das ist ganz schlicht geschrieben und leicht verständlich (auf intellektuelle Literatur könnte ich mich jetzt nicht einlassen). Und in diesen einfachen Worten steckt so viel Trost. Das solltest du dir vielleicht auch lesen. Seit gestern Abend denke ich mir, dass der Tod seine Bedrohlichkeit verloren hat. Wir sind alle nur vorübergehend hier und verlassen dann unsere Körper, wenn wir unsere Aufgaben erledigt haben. Und wir sind niemals allein, weder bei unserer Geburt noch bei unserem Tod. Da wartet ein Lichtwesen, Geistfüher, Schutzengel oder wie auch immer man dieses Wesen bezeichnen will sowie unsere Lieben, die uns bereits vorausgegangen sind. Sie alle helfen uns beim Übergang zum Licht... Und dann fühlen wir uns wieder ganz und haben keine Schmerzen mehr. Ich weiß jetzt, dass es so ist und mein VAter sagte gestern zu meiner Mutter, sie solle nicht so traurig sein: "Ich warte dann auf dich und hole dich ab, wenn es bei dir soweit ist." Und dann hat er noch gesagt: "Schatz, wenn ich noch einmal von vorn anfangen könnte, ich würde dich wieder heiraten!" (nach 50 Jahren Ehe!!!) Das ist wohl das schönste Kompliment, das man seinem PArtner machen kann, oder? Liebe Leonie, so dramatisch deine Situation jetzt auch ist: denk daran, das ist keine Strafe, die du erhältst und auch nicht für deinen Vater. Ihr bekommt diese Aufgabe, an der ihr wachsen sollt und ihr tut es auch gemeinsam. Leider lehnt deine Mutter diese Aufgabe ja (noch) rigoros ab, aber das wird ihr nicht nützen. Es ist unheimlich schwierig, aber wenn du das alles aus dieser Perspektive betrachten kannst, wird es dir leichter fallen.

Miriam
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