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Alt 11.01.2012, 21:41
TochterSimone TochterSimone ist offline
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Standard AW: leider jetzt Drittlinienchemotherapie!!!!

Hallo Nicole,

meine Tochter war damals 6 Jahre alt als ihr Opa starb. Ich war mir auch immer unsicher WIE ich ihr die Situation erklären soll - ok es war "nur" der Opa, aber doch eine geliebte vertraute Person ...
Im Grunde habe ich ihr GAR NICHTS gesagt, sondern immer nur geantwortet wenn sie gefragt hat. Sie hat mitbekommen, dass mein Papa im Feb 2009 im KH wegen Darmkrebs operiert wurde ( da war sie 5)und dann das PM diagnotiziert wurde. Sie hat dann bis Okt 2010 die Verschlimmerung der Krankheit/Symphtome mitbekommen, den körperlichen Verfall und die Schmerzen (oft auch nur unbewußt weil ich mit jemanden über meinen Vater gesprochen habe ) Noch im August 2010 war Sterben gar kein Thema für sie. Einmal sprach mich eine Bekannte an, weil unsere Tochter mit ihrer Tochter über den kranken Opa gesprochen hat, uns gegenüber äußerte sie sich kaum. Sie war stets mit dabei, wenn ich meinen Vater besucht habe - klar habe ich versucht sie abzuschirmen, aber da ich oft alleine mit ihr war, hat sie zwangsläufig einiges mitbekommen. Als es meinem Vater im Sep dann immer schlechter ging, hat die Kleine mir eines abends beim zu Bett gehen weinend gesagt, dass sie nicht möchte, dass der Opa stirbt. Unter Tränen habe ich ihr gesagt, dass ich das auch nicht will, aber dass wir das nicht entscheiden/ändern können. Habe dann immer wenn sie es wollte 2 tolle Bilder-/Vorlesebücher über das Sterben mit ihr gelesen. Wir haben uns oft zum Kuscheln und Reden aufs Bett gelegt. Ich habe ihr nie was vorgelogen, eher kindgerecht die Warheit gesagt. Sie ermutigt zu weinen, wenn ihr danach zu Mute war. Ihr viele gemeinsame Geschichten von ihr und dem Opa erzählt - was beide oft zum Lachen gebracht hat. Habe mit ihr eine Fotowand für das Zimmer auf der Palliativstation vorbereitet. Das alles war schon ein bischen Vorbereitung auf den Abschied. Meine Tochter war die letzten 8 Tage täglich mit auf der Palliativstation ( meinem Vater ging es da Dank starker Medis trotz zunehmender Atemnot und Schmerzen, soweit gut, das ich mir zu diesem Zeitpunkt sicher war, dass die Kleine die Situation verkraftet - uns so war es dann auch) Meine Art mit dem Sterben umzugehen, hat unsere Tochter gut auf das, was unausweichlich war vorbereitet ( im nachhinein gesehen).
Mir hat der Arzt auf der Palliativ Station angeboten, dass wenn notwendig, sie jemand hätten, der mit meiner Tochter reden könnte. Ich fand das Angebot mit der Maltherapeutin toll, allerdings haben wir es dann gar nicht gebraucht. Im Vorfeld hatte mir mal jemand gesagt, dass ich meiner Tochter keine "Angst" durch Gespräche oder Details machen soll, da sie bei Fragen von selbst kommen würde. Ich habe lange gewartet, aber im Sept 2010 kam sie dann von selbst . Hat Fragen gestellt und war auch bereit für die Antworten, weil sie selbst mitbekommen hat, dass es dem Opa immer schlechter geht.
Es ist schwer in so einer Situation einen Ratschlag zu geben - ich habe dir einfach geschrieben WIE sich bei uns alles ergeben hat. Doch denke ich mal, das deine Kinder (wie alt sind sie eigentlich ? dein Junge wird bald 10 , oder ) merken, dass es dem Papa immer schlechter geht - und im Grunde werden sie ahnen , was passiert (wenn sie ein entsprechendes Alter haben - meine war damals 6 und hat "es" gemerkt).

Versuche ehrlich und für die Kinder "jederzeit" ansprechbar zu sein, und lass deinen Gefühlen trotzdem freien Lauf - hier waren oft viele Emotionen im Spiel -Tränen, Wut und Verzweilung- aber gerade diese Offenheit hat uns in dieser für uns alle extremen Situation geholfen.

Der Verlust eines Opas, ist aber halt auch was ganz anderes als der Verlust des PAPAS !!!!
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Simone
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PAPA ( * 01.03.1937 + 20.10.2010)
03.02.2009 Diagnose Pleuramesotheliom
Am Ende eines steinigen Weges möge dich die Wärme der Sonne empfangen.
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