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Alt 06.12.2011, 14:31
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Meine Mama hat ein Adenokarzinom (Lunge)

Hallo,

meine Mama ist seit Donnerstag in Freiburg in der Reha. Meine Papa ist gefahren (einfach eine Strecke von 300 km), war dann noch eine Zeit lang bei ihr, hat aber nicht übernachtet, da unser Hund alleine bei meinen Eltern zuhause war.

Meine Mama und ich telefonieren mehrmals täglich und anfangs hat es ihr sehr gut in Freiburg gefallen, alle seien sehr freundlich zu ihr, hat sie gemeint und sie würde sich wohl fühlen.

Heute Morgen hat sich das geändert, als man meiner Mama kurz vor neun eröffnete, dass man jetzt eine Abdomen-Sonographie durchführen würde. Den Ultraschall hat dann eine ganz junge Ärztin gemacht, die immer besorgt drein geblickt hatte und, als meine Mama sie angesprochen habe, nur gemeint hätte, sie solle jetzt erstmal auf Station gehen und sich ausruhen.

Seitdem ist meine Mama total besorgt und auch sauer, weil sie mit einer Kontrolle nicht gerechnet hat und eigentlich auch nicht zu rechnen brauchte, sie hat ihren nächsten Kontrolletermin Ende Dezember in der Thorax-Klinik. Meine Mama sagt, sie wollte sich hier erholen und jetzt säße sie wieder da wie das Kaninchen vor der Schlange.

Ich habe dann meinen Papa angerufen und ihm erzählt, dass die in Freiburg jetzt auch Diagnostik betrieben und dass die Ärztin nur sorgenvoll geschaut, auf Nachfrage aber lediglich geäußert habe, die Mama sollte sich erstmal erholen.

Mein Papa hat die Ärztin daraufhin in Schutz genommen und gemeint, sie sei ja wohl noch sehr jung gewesen und außerdem sei es ja auch so, dass ein Ultraschallbild nicht immer Eindeutiges hervorbringen würde, dass es jedenfalls manchmal der Interpretation bedürfe und dass die Ärztin sich vielleicht nicht vorschnell festlegen wollte.

Das verstehe ich ja...ABER das kann man - meines Erachtens - kommunizieren. In meinem Beruf gibt es auch Konstellationen, die vorab nicht eindeutig beurteilbar sind. Aber dann sage ich das den Leuten auch. Ich sage, es ist nicht sicher, wie die Sache ausgehen wird, ich versuche, die Risiken für jemanden, der mit dem, was ich beruflich mache, nicht vertraut ist, verständlich darzulegen, und ich gebe meine Einschätzung ab und erläutere diese. Ich verlange nicht, dass man sofort eine Diagnose mitteilt, ich weiß, dass man das nicht immer kann, aber ich finde, man muss mit dem Patienten sprechen.

Aber vielleicht bin ich auch ungerecht. Es ist nur so, am 27.12.2011 steht die nächste Kontrolle an, und wir haben - wie alle - Angst davor. Aber bis dahin sollten wir nicht zittern müssen.

Liebe Grüße

Carlotta