Liebe Sterni,
jetzt muss ich dir doch auch mal persönlich schreiben.
Ich glaube ich hatte die selbe Chemo wie du, und die Chemo geht wirklich total aufs Gemüt, das war bei mir auch so. Es wird besser ganz bestimmt nach der Chemo, lass dir einfach alle Zeit die du brauchst und man sollte auch keine Entscheidungen treffen, wenn es einem schlecht geht.
Vielleicht könnt ihr zusammen,dein Mann und du, eine Gesprächstherapie machen (wenn du die vielen Behandlungen hinter dir hast, eins nach dem Anderen) Ich würde ihn nicht zu sehr schonen sondern das von ihm erwarten (zur Rettung der Ehe...ein Versuch ist es doch Wert) An deinen Äußerungen merke ich, dass da ziemlich viel Chaos in deinem Kopf ist (total verständlich und das klärt sich bestimmt)....Dass du Therapie machst ist total mutig und klasse, für die gemeinsame Probleme wären gemeinsame Gespräche eventuell eine große Hilfe. Aber nur wenn DIR noch etwas an diesem Mann und dieser Ehe liegt, das hört sich allerdings schon so an bei deinen Texten, bei aller berechtigter Enttäuschung. Aber so kann es ja wirklich nicht weitergehen, und in den Arm genommen zu werden ist in einer Liebesbeziehung doch eigentlich ein "Minimalwunsch" und soooooo wichtig...Das vergeht auch nicht automatisch mit den Jahren, die sexuelle Anziehung vielleicht aber nicht die Liebe. Und du hast ein Recht darauf wirklich.
Von mir kann ich dir erzählen, dass meine Ehe nach zwanzig Jahren zu Ende gegangen ist. (Vor meiner Erkrankung) Ich habe drei Kinder. Es war alles sehr beschwerlich und schmerzhaft der ganze Ablösungsprozess und ich kenne das gesamte Gefühlschaos. Aber wenn ich heute durch meine Wohnung gehe...dann atme ich tief durch und bin glücklich wie noch nie (trotz des Krebses und Chemo Bestrahlung und und und). Ich merke bei so vielen Dingen, wie schön das Leben sein kann nach dieser langen Beziehung. Das war mir damals nicht bewusst, erst heute merke ich es. Und das sind die banalsten Dinge. Was ich damit sagen will, man merkt, wenn man drin steckt, vielleicht gar nicht, wie sehr eine belastende Beziehung die Lebensqualität einschränkt.
Ich habe keinen neuen Partner...das ist es nicht. Obwohl, wer weiß, was noch kommt. Offen bin ich dafür, aber die Sehnsucht ist nicht übermächtig. Aber ich habe eine liebe Freundin, die mich ganz viel in den Arm nimmt und ich genieße das und nehme das dankbar an. Für mich ist "in den Arm genommen werden" auch so lebensnotwendig wichtig. Auf Sex kann ich verzichten,so erfüllend das sein kann, aber ohne Berührung und Wärme...verkümmere ich. Diese Freundschaft hat sich nach der Trennung "zufällig" ergeben, und jetzt ist es mir in der Krankheit Stütze und Halt.
Auch für dich wird die Sonne wieder scheinen...
Ich denke an dich in Verbundenheit, Britta