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Alt 28.11.2011, 16:39
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riedlenseppl riedlenseppl ist offline
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Standard AW: Erst Lunge, dann Knochen, nun Hirn: Ist der Weg zu Ende?

Ihr Lieben alle!

Danke, danke, danke,

für euer Mitgefühl, eure Gedanken, eure Tränen und euren Zuspruch.

Nach der vergangenen Woche, die ich noch komplett in Stuttgart war (Trauerfeier, Urnenbestattung, Beginn der Wohnungsauflösung...) bin ich nun zu Hause in ein großes schwarzes Loch gefallen.
Ich bin einfach am Ende meiner Kräfte....

Meine Hausärztin hat mich heute morgen erst mal für zwei Wochen krank geschrieben, Verlängerung wäre gar kein Problem, ich müsse schauen, dass ich wieder zu Kräften komme, müsse jetzt nur noch an mich denken...

Wahrscheinlich ist das richtig, wenn ich auch noch nicht so recht weiß, wie ich das anstellen soll.

Ich habe in den letzten zwei Wochen 2 kg abgenommen (wiege jetzt 49 kg, bei 1,64 Körpergröße), mein Supraspinnatus-Syndrom (Schultersteife) macht mir zu schaffen, ich schlafe schlecht (Schmerzen beim Liegen) und bin doch die ganze Zeit müde. Dazu habe ich mich letzte Woche nochmal an den Rippen verletzt (wollte einen Druckknopf an meinem Mantel schließen und habe mir durch den Druck wahrscheinlich die Knochenhaut an den Rippen verletzt ), kann deshalb nicht richtig atmen und habe nun zu allem Überfluss auch noch eine saftige Erkältung mit Schnupfen und Husten, wo mir jedes Niesen, Schneuzen und Husten wegen der Rippen in der Brust schmerzt...

Und dann ist da noch das Damoklesschwert "Hirntumor" bei meinem Sohn...
Diesen Freitag ist das MRT, und nächsten Mittwoch die Besprechung in der Neurofibromatose-Sprechstunde...

Da galoppiert er wieder, der schwarze Panther...

Und keine starke Mama da, die mich in den Arm nimmt und tröstet...

Das waren meine Abschiedsworte für meine Mama an ihrer Trauerfeier...

Liebe Mutti!

Zeit ist endlich.

Das haben die letzten Jahre, Monate und Wochen uns unerbittlich vor Augen geführt.
Auf den ersten Blick erscheint das bitter, gemein und unerträglich.
Ein Leben ohne dich?
Warum?
Warum jetzt schon?

Da gab es Zeiten voller Angst, Wut und Tränen.
Wie grausam kann das Schicksal sein und einen Menschen aus einem doch noch so vitalen Leben herausreißen, ihn zwingen sich mit einer Endlichkeit auseinander zu setzen, aus Leben einfach Leiden zu machen?

Und doch.
Eigentlich durften wir dich lange haben. Vielleicht nicht lange genug, aber doch lange.
Du hast einmal gesagt, dass du früher manchmal Angst davor hattest, sterben zu müssen, solange deine Kinder noch klein sind...
Diese Sorge war unbegründet. Wir sind groß geworden und haben für dich und Papa die Familie noch ein bisschen vergrößert... Und auch eure Enkel hast du viele Jahre begleiten dürfen.
Das werden sie dir nie vergessen. Sie werden dich nie vergessen!
Man sagt, nur wer vergessen wird, ist tot. Also, keine Angst, solange wir sind, wirst du bei uns sein.

Ich möchte dir danken, für die wunderschöne Kindheit, die du mir möglich gemacht hast.
So viel Liebe, so viel Geduld, soviel Ruhe, so viel Lachen. So viel Liebe.
Vielleicht sieht man manches verklärt in der Erinnerung, aber was zählt ist, was unterm Strich steht.
Und da steht, dass ich mir keine bessere Mama hätte wünschen können.
Ich bin sicher, da spreche ich auch für S.
Und Mama warst du dein Leben lang für mich, auch später, als ich längst erwachsen war.
Deine Liebe und Fürsorge hat nie geendet, unermüdlich deine Hilfsbereitschaft.
Das alles werde ich unendlich vermissen.
Aber ich bin auch unendlich dankbar, das ich das alles erfahren durfte.
Unendlich.

Endlich ist die Zeit.
Und sie war für dich gekommen.
Zeit, die Augen zu schließen und zu gehen.
Wir werden noch ein Weilchen bleiben und dich in Gedanken mit uns nehmen.
Wir sind verbunden.

Und das kann selbst die Endlichkeit uns nicht nehmen.


Und diesen Brief habe ich ihr mit in den Sarg gegeben...

Allerliebste Mutti!

Du fehlst so sehr!

Unfassbar, dich nicht wiedersehen zu können.

Mit dir verliere ich auch meine Zuflucht, mein Zuhause, mein Nest, in dem ich mich immer geborgen gefühlt habe, weil es mir so vertraut war.

Ich habe in den letzten Monaten, Wochen und Tagen versucht, alles für dich zu tun, dir das letzte Stück des Weges leichter zu machen.

Als du immer weniger Kraft hattest, mit uns zu sprechen, war ich manchmal unsicher, ob alles "richtig", in deinem Sinne ist.
Eines Nachts haben ich dich gebeten, mir ein Zeichen zu geben, irgendwann, damit ich weiß, ob alles richtig war, was wir getan haben.

Die Zufriedenheit und das Lächeln auf deinem Gesicht, als dein Körper, ohne Atem und Wärme, schon einige Stunden in schönen Tüchern gebettet war, war dein letztes Geschenk für uns.

Vielleicht war es auch ein Zeichen.

Solange ich lebe, liebe und erinnere ich dich.

Und eines Tages werden wir uns wiedersehen...
du am Klavier, und ich... vielleicht als Vogel,
vielleicht als Sängerin...

Die Entscheidung ist noch nicht gefallen.


Sie fehlt mir einfach so unwahrscheinlich!


Nochmal danke für eure Unterstützung!!!

Christiane
__________________
Mit den Gedanken
und dem Herzen
immer bei dir,
Mamsini
Bin ich hier, bist du's auch!
Du warst wunderbar.
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