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Alt 19.11.2011, 15:27
nienormal nienormal ist offline
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Registriert seit: 07.12.2010
Beiträge: 3
Standard AW: wer bekommt gerade tac chemo ?

Hallo,
meine adjuvante TAC -chemo, die wegen zu großen NW nach 4. Zyklus auf TC (+ Herceptin) umgestellt wurde, lief schon in der 1. Jahreshälfte. Aber ich dachte, dass speziell für diejenigen, wen es gar nicht gut get mit TAC, schreibe ich unten meine Erfahrungen. Wer nicht die komplette Chemo schafft, ist nicht schlechter beraten mit einer anderen Lösung weiter zu machen. Es kostet nur leider sehr viel Kraft während der laufenden Chemo einen Arzt dazu zu bringen über eine alternative Lösung Gedanken zu machen. Aber für diejenige, die TAC nicht vertragen, gibt es eigentlich keine andere Lösung als es zu versuchen. Für mich ist die Umstellung "gut" gelaufen, und über die zwei Zyklen TC+Herceptin behaupte ich, dass diese für genau mein Krebstyp effizienter war als TAC.

Gruß,
nienormal, eine triple-+
(Ablatio links, G3, pT3, pN1a (3/19), L1, V0, R0 (ER4+, PR9+, Her-2+, Topo2a-)
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1. Zyklus (TAC):
Tage 1-3: Kopf fühlt "wie betrunken". Magen: "wie Klumpen" mit Schmerz in der 1. Woche. Tage 1-3 allgemeines Gefühl "wie im blei gegossen". Nervenpieksen in Gaumen, rundum Bauch und Rücken. Konzentrationsfähigkeit sinkt (normale Kopfrechenaufgaben gehen noch, aber Verfolgung einer längeren Diskussion nicht mehr). Geschmacksänderung stark 1. und 2. Woche (3. Woche nicht mehr vorhanden). Kopfhaare fangen am Ende der 3. Woche zu fallen. Leichte Angstzustände nachts wegen Nervenpieksen.

2. Zyklus (TAC):
Wie 1. Zyklus, zusätzlich eine beeinträchtigende Erschöpfung in der 2 Woche. Die Augen fangen an zu tränen fast kontinuierlich. Fieber in der 2. Woche (=> stationär für 1 Tag). Dieser war also Neutropenie.

3. Zyklus (TAC):
Ich nehme zu Hause kein Emend und nur am 1. Tag Kortison => deutlich weniger Magenschmerz. Erschöpfung/komplette Kraftlosigkeit von der 1. Woche, ab 2. Woche sehr stark (oft nicht in der Lage alleine zu gehen in der 2. Woche). Neutropenische Fieber in der 2. Woche (2. Tage). Nervenpieksen in Gaumen, rundum Bauch und Rücken, jetzt auch in Händen und Füssen
Eindeutige Wahnvorstellungen: "alles was wir essen und trinken ist giftig" (ich überzeuge auch andere Leute über die Giftigkeit des Essens...) Wenig Konzentrationsfähigkeit, Kopfrechenaufgaben klappen nicht mehr.
Gewichtsabnahme von 8 kg in der 1. Woche obwohl ich wie Weltmeister esse (Mutter hat gekocht). Durchgehende depressive Stimmung: Selbstmordgedanken ("wie kann ich mich am besten umbringen, wenn es noch so weiter geht"). Die Augen tränen kontinuierlich weiter.

4. Zyklus (TAC):
Wie 3. Zyklus aber ohne so starke Gewichtsabnahme. Fieber in der 2. Woche (nur halben Tag diesmal). Erschöpfungszustand ist in der 2. Woche so schlimm, dass ich im Gefahr bin beim gehen ohnmächtig zu werden: starke Schwindel, Kreislaufprobleme (spazieren in einigen Tagen nicht möglich)
Da der psychischer Zustand sehr schlimm ist, bitte ich auf Umstellung der Chemo (dass ich mich nicht umbringe, ich habe ja Kinder). Für die tränende Augen habe ich schützende Augentropfen vom Augenarzt geholt - hilft!
Meine Fähigkeit die nächsten Tagesaufgaben zu erkennen ist nicht mehr da (ich erwarte, dass mein Mann sagt, was zu tun ist). Durchführung der Haushaltsaufgaben (Wäsche, Essen) klappt sporadisch (weil der Kopf nicht den Befehl gibt oder wegen Erschöpfung)

5. Zyklus (TC + Herceptin):
Sowie im Zyklus 3 und 4 aber nicht ganz so starke Kraftverlust - der Kreislauf funktioniert irgendwie wieder. Nervenpieksen in Fusssohlen ist jetzt sehr schlimm: spazieren ohne Schmerz gibt es nicht. Spazieren in der 3. Woche (wenn die Kräfte ein wenig zurück sind) geht für ca. 30 minuten im Stück max. wegen den Nervenschmerzen.

6. Zyklus:
Sowie Zyklus 5.

Allgemein über die Psyche während der Chemo: jetzt betrachtet denke ich, dass ich zwischen 3. und 6. Zyklus in der 1. und im Teil der 2. Woche in einem psychotischen Zustand war. Dieser Zustand ging immer in der 3. Woche der Zyklen weg.

Arbeiten oder Mutter sein konnte ich während der Chemo nicht. Jetzt hat sich aber zum Glück der normale Alltag fast wieder eingekehrt: halbes Jahr nach dem letzten Zyklus.

Wenn jemand bis hierhin lesen schaffte, und über die erste Zeit nach einer TAC-Chemo/solchen Erfahrungen hören möchte, kann ich diese gerne separat berichten. bis dahin.
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