Liebe Claudia,
eigentlich wollte ich, (muss ich
) schon lange im Bett sein, aber bevor ich es wieder verschiebe, möchte ich dir - wenigstens kurz schreiben.
Mich hat es sehr bewegt, was du geschrieben hast und ich hatte auch diese Not des "Alles-wissen-wollens".
Die ist bei mir tatsächlich abgeflaut; zum einen, weil man bei meiner Ma (erst einmal) keine Chemo machen kann, und zum anderen, weil es nichts ändert und die verbleibende Lebenszeit vergiften kann. Jetzt interessiert mich nur, wie man ihr die Schmerzen nehmen kann. Denn sie soll nicht mit Schmerzen leben, um jeden Preis.
Du hast einen sehr schönen Satz geschrieben:
"Nach wie vor habe ich aber so ein "Paket" in mir, was ich nun schon so viele Jahre mit mir trage. Ich würde ihm so manches gerne sagen. Seltsamerweise ist das aber völlig unwichtig,".
Das fand ich sehr bewegend. Und eigentlich ist es doch ein bisschen wie die Antwort selber geben: du musst dein Paket nicht mit ihm zusammen auspacken. Mein Rat wäre an dich, aufzuschreiben, was dich an Last begleitet hat. Dich dann zu fragen, ob es etwas ändern wird, wenn du ihm das vorlesen würdest. (Vermutlich nicht.) Und schließlich den Zettel zu verbrennen oder zu schräddern, oder zerreißen, wie auch immer
; sprich: abzuschließen.
Denn das, was du jetzt mit deinem Vater hast, ist zeitlich begrenzt. Es ist wertvoll; ihr nähert Euch wieder in kleinen Schritten. Ich glaube, dass das auch ein Geschenk ist.
Viele Menschen verpassen - freiwillig oder nicht - diese Chance. Und sie kommt nicht wieder.
Und muss immer alles ausgesprochen werden? Ich denke nicht. Eine Hand zu reichen. Einen Finger zu streicheln kann wertvoller sein, als 1000 Worte.
Das ist jetzt schnell aus dem Bauch heraus geschrieben. Es ist nur lieb gemeint als Anregung - weder als Vorgabe, noch als Belehrung.... nur als Idee
Ganz liebe Grüße, Undine