Thema: Bin neu hier
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Alt 06.08.2011, 23:21
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Marion01 Marion01 ist offline
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Standard AW: Bin neu hier

Hallo zusammen,
die letzten Tage ging es dermaßen drunter und drüber, daß ich keine Zeit zum Schreiben hatte.
Willi hatte ja übers Wochenende die Lähmungserscheinungen in beiden Beinen bekommen, die sich bis zum Wochenanfang dermaßen steigerten, daß er nicht mehr laufen konnte. Im radiologischen Institut in K. wurde daraufhin CT Kopf und Wirbelsäule gemacht. Angeblich unauffällig und keine Veränderung zu vorher . Außer einer 4 mm Kleinhirnmetastase, die aber wohl vorher schon da war.
Dann wieder zum Onkologen, der aufgrund dieses Befundes auch wieder die Theorie mit der Medikamentenüberdosis unterstützte. Als sich zu Hause die Lage dann aber weiter zuspitze (ohne Rollstuhl ging nichts mehr), entschied ich spontan, in das Bundeswehrzentralkrankenhaus nach Koblenz zu fahren. Dort in die Notaufnahme. Nach ewigem Warten und langer Anamnese (die kannten Willi ja gar nicht) entschied der Neurologe, ein MRT der Wirbelsäule durchzuführen. Befund: Inkomplette Querschnittslähmung Th 8/9 durch Rückenmarkskompression, verursacht durch eine Metastase.
Es kam auch die Frage auf, ob in dem anderen radiologischen Institut irgendjemand Tomaten auf den Augen hatte? Auch wenn man auf dem CT das gequetschte Rückenmark nicht sehen konnte, aufgrund der Störung ab Bauchnabel abwärts hätte man eigentlich dort auch auf die Idee kommen können, ein MRT durchzuführen.
Im Krankenhaus empfahl uns der inzwischen hinzugezogene Neurochirurg eine sofortige Not-OP.
Panik! Ist das jetzt wirklich das richtige? Nach Rücksprache mit der Anlaufstelle für Nierenkrebs-Patienten entschieden wir uns in diesem Moment erstmal dagegen, um die Option Cyberknife noch abzuklären. Dann bin ich mit den MRT-Bildern auf CD zu meinem Schwager gerannt, der die Bilder an Cyberknife München übermittelte. Leider waren die Ärzte schon weg, wir mußten noch eine Nacht warten. Größere Panik! Am nächsten Morgen kam gleich ein Anruf aus München: Sofort operieren lassen, die Lähmung ist zu stark! Dr. M. sprach sich auch für unsere ausgewählte Klinik aus, die Neurochirurgie dort wäre sehr gut! Wir wieder nach Koblenz (es ist übrigens ein Abenteuer, einen Querschnittsgelähmten in einen Mini zu bekommen), wieder zur Aufnahme - uns wurde dann mitgeteilt, daß an diesem Tag so viele lebensbedrohliche Fälle operiert werden müßten, daß Willi erst einen Tag später dran sei. Da sich in den vergangenen 12 Stunden keine gravierende Verschlechterung eingestellt hatte, nahmen wir das entnervt in Kauf und bezogen schonmal das Zimmer.
Nach Aufklärungs- Anästhesiegespräch und dem ganzen Zauber drumherum wurde Willi dann gestern, also Freitag um 13.00 Uhr in den OP geschoben. Nachdem ich bis 17.00 Uhr die Zeit irgendwie totgeschlagen hatte, rief mich der Operateur an, es wäre alles optimal gelaufen. Erleichtert machte ich mich auf den Weg zurück zur Klinik und rief dort auf der Intensiv an, wann ich zu meinem Mann könne. Die Auskunft lautete dann, daß man Willi im gestreckten Galopp wieder in den OP verfrachtet hat, da er nach dem Aufwachen seine Beine überhaupt nicht mehr spürte und in dem darauf folgenden MRT eine Einblutung ins Rückenmark festgestellt wurde. Ich durfte freundlicherweise auf der Intensivstation warten. Gegen 21.00 Uhr kam er dann aus dem OP, gut ansprechbar und in den Beinen war auch wieder Gefühl. Die Ärzte hatten zum Glück schnell genug reagiert und keine Minute verstreichen lassen! Ich bin dann noch etwas bei ihm geblieben, um sicher zu sein, daß die Komplikationen ausgestanden waren. Heute vormittag durfte er dann wieder auf sein Zimmer. Die Beine sind wohl jetzt schon besser als vor der ersten OP, sagt er, und Schmerzen hat er Gott sei Dank auch keine. Er kann die Beine schon wieder gut bewegen, wenn auch noch etwas unkonrolliert. Heute durfte er nur liegen, morgen sitzen und übermorgen kommt wohl die Stunde der Wahrheit, da darf er aufstehen....
Cyberknife hat mich gestern übrigens auch nochmal angerufen, um mitzuteilen, daß man die Kleinhirnmetastase bestrahlen kann. Ich werde das Kontroll-MRT Anfang nächster Woche abwarten und dann auch noch dort anfragen, ob man die Rest-Metastase im Rücken gleich mit behandeln kann. Das hat Koblenz nämlich empfohlen. Der Chefarzt hier kennt Dr. W. aus München und war auch schon mal bei Cyberknife. Er war ganz begeistert, daß man von der bestrahlten Großhirnmetastase bei Willi gar nichts mehr sehen kann.
Das Krankenhaus ist übrigens einsame spitze! Ich bin jetzt froh, daß die OP dort durchgeführt wurde. Wir werden allerdings Dr. St. nach seinem Urlaub auch kontaktieren und ihm die Situation schildern. Mal sehen, wie er das ganze beurteilt.
Drückt uns die Daumen, daß das mit dem Laufen bald wieder klappt.
Wer von Euch wurde unter Sutent schonmal operiert und wie lange darf Willi es jetzt nicht nehmen?

Gruß Marion

Geändert von Birdie (04.09.2012 um 13:29 Uhr) Grund: Verweis auf Anlaufstelle gelöscht
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