Einzelnen Beitrag anzeigen
  #13  
Alt 05.08.2011, 23:12
Micha1974 Micha1974 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.06.2011
Ort: Dortmund
Beiträge: 16
Standard AW: Meine Mama ist nun ein Engel!

Liebe Carla.

auch ich musste nun wieder die Taschentücher holen,...

Habe Deine Geschichte ja etwas mitverfolgt (im Forum für Angehörige) und muss Dir meine tief empfundene Anerkennung ausdrücken, dass Du bei Deinem Papa warst, als er eingeschlafen ist!
Ich habe meine Mama im Stich gelassen und sie war ganz alleine als sie starb!
Die Tage davor und auch die davor war ich meistens den ganzen Tag bei ihr im Krankenhaus, habe alles für sie getan, was in meiner Macht stand und einfach bei ihr zu sein. Ich war die ganze Zeit stark und habe mich zusammen gerissen, nicht an ihrem Bett zu weinen, ihr stattdessen irgendwie Mut zu machen und sie abzulenken!
Seit dem Gespräch mit dem Oberarzt jedoch bröckelte meine Mauer stündlich, so dass ich immer wieder aus dem Zimmer gehen musste, damit sie mich nicht weinen sieht! Sie sah so schlimm aus, die Angst vor dem Tod immer im Blick! Trotz hoher Morphiumdosen war sie sehr unruhig, schreckte immer wieder auf, riss ihre Augen auf, versuchte, mit der Hand etwas zu greifen und stöhnte... Dieses Stöhnen und diese Augen konnte ich immer schlechter ertragen. Eine Schwester holte einen Seelsorger, bei dem ich mich erstmal richtig ausgeheult habe... und danach mit etwas mehr Kraft zurück zu Mama..

Am Samstag Nachmittag kam dann der Pfarrer um ihr die letzte Salbung zu geben... Dieser Moment hat meine restliche Mauer mit einem mal komplett zerstört, ich bin weinend zusammmen gebrochen und konnte mich kaum bremsen! Ich weiß ja nicht, ob und was sie zum Schluss noch mitbekommen hat, aber ich glaube, jetzt war ihr klar, dass sie bald sterben wird! Auch das viele Morphium konnte ihr diese Angst (verständlicherweise) nicht nehmen!

Ich war dann noch einige Stunden bei ihr und habe ihr für alles gedankt, ihr gesagt, wie sehr ich sie liebe und dass sie gehen kann, dass es okay ist, die Augen zu schließen und einzuschlafen! Irgendwann kamen noch 2 meiner Geschwister und so haben wir uns am Bett abgewechselt!

Irgendwann wurde sie ruhiger und schreckte nur noch selten hoch! Dann kam eine weitere Seelsorgerin und ihre Worte haben veranlasst, dass ich aufgegeben und meine Mama in ihrem schwersten Moment alleine gelassen habe!

"Helga, du kannst jetzt loslassen, der Herrgott erwartet Dich, hab keine Angst..." Da war es bei mir vorbei, ich musste da raus, das war zuviel, kein Verdrängen und hoffen mehr möglich, alles so nah und real... In dem Wisssen, dass meine Geschwister (die sich die letzten Wochen so gut wie nie haben blicken lassen) mich nun endlich mal ablösen und der, im Nachhinein total kranke Plan, nach Hause zu fahren um für den nächsten Tag Kraft zu schöpfen, ließen mich nach Hause fahren. Ich konnte und wollte nicht wahrhaben und glauben, dass sie morgen nicht mehr da ist! Ich habe sie im Stich gelassen!!!

Später haben mir meine Geschwister gesagt, dass sie nun auch zuhause sind, da Mama nun ganz ruhig schlafen würde und ....
2 Stunden später kam der Anruf!!!
Von da ab kreiste erstmal nur ein Gedanke durch meinen Kopf.. ich habe sie alleine gelassen... in ihrem Todeskampf alleine gelassen! Das werde ich mir niemals verzeihen!

Ich kann nicht mehr, muss aufhören, melde mich bald wieder..
Mit Zitat antworten