Einzelnen Beitrag anzeigen
  #4  
Alt 03.07.2011, 10:46
bummelbiene bummelbiene ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 26.11.2009
Beiträge: 4
Standard AW: BRCA-Test ja oder nein? Bitte um Rat

Vielen Dank schonmal für eure lieben Antworten.
Wenn ich in mich hinein höre, sagt mir mein Gefühl, dass ich diesen Test nicht machen möchte.

Bisher war ich mit unserem Arzt eigentlich sehr zufrieden. Aber wenn ich es jetzt so rückblickend betrachte, kann ich nicht genau nachvollziehen, was ihn dazu gebracht hat, ausgerechnet JETZT mit mir darüber zu reden. Ich bin doch schon so lange dort Patientin, wie meine Mutter. Und er hat auch alle Unterlagen und die Krankheitsgeschichte meiner Großeltern durch sie vorliegen.
Es ist mir ein Rätsel. Auch die Heftigkeit, in der er mir einerseits deutlich machte, dass er persönlich die Verantwortung nicht tragen wolle, einmal seinen Kindern erklären zu müssen, sich lieber vorsorglich von irgendwelchen Körperteilen wegen eines erhöhten Krebsrisikos zu trennen.
Andererseits aber versuchte er mich damit zu besänftigen, dass er nicht glaube, dass meine Mutter und ich diesen Gendefekt hätten. In meiner Verwirrung und Überraschung über dieses Gespräch, habe ich seine Logik nicht hinterfragt, sondern naiv meinem Arzt geglaubt, der doch nur das "Beste" für seine Patientinnen will.

Nun halte ich es selbst für eine Frechheit, einer 24jährigen knallhart zu sagen, dass sie im Falle eines Falles keine eigenen Kinder bekommen solle!

Wie sicher ist es denn überhaupt, dass der Krebs ausbricht, wenn man den Gendefekt hat? Und bei all der "Vorsorge" und Früherkennung. Es gibt kein "ein bisschen Krebs". Man kann Krebs einfach nicht verhindern! Wenn er erkannt wurde, ist er da. Selbst bei engmaschiger Kontrolle und dem Ausschließen eines Gendefektes kann eine Frau immer noch eine von 9 sein, die an Brustkrebs erkrankt. Auch bei amputierten Brüsten gibt es ein Restrisiko! Was ich in dem letzten Jahr im Brustkrebszentrum gelernt habe, ist, dass es bei Krebs keine Sicherheit gibt. Ich habe bei einer Frau mitbekommen, dass sie nach einem Rezidiv in der anderen Brust im ganzen Körper Metastasen hatte. Trotz Chemo und Bestrahlung, engmaschiger Kontrolle. Ihr zweites Krebsgeschwür ist, wie sie selbst sagte, innerhalb von 2 (!) Wochen gewachsen. Sie ist mittlerweile gestorben. In einem Zimmer, wo Frauen ihre Chemo bekommen, muss man nur mal die Ohren aufhalten. Zum Beispiel gibt es Krebssorten, die sich von Zytostatika unbeeindruckt zeigen und trotz Chemo im Wachstum explodieren.

Also was hat dieser Test dann für eine Aussagekraft? Ich bekomme eine Wahrscheinlichkeit gesagt und verlasse mich darauf.

Was verloren geht, ist Lebensqualität. Ich bin eigentlich kein Mensch, der den Kopf in den Sand steckt, aber ich möchte auch nicht, dass mein ganzes Leben sich nur noch um Krebs dreht.

Zudem kann ich doch auch noch so viele andere Krankheiten bekommen, die im ungünstigsten Fall auch tödlich enden. Um es drastisch auszudrücken: Wenn ich keinen Brustkrebs bekomme, kann ich an einer Pandemie, einem Darmkeim, Leberkrebs, einem Herzanfall und noch so vielen anderen Dingen sterben. Ich könnte auch in einen offenen Gullideckel stürzen...

Und nochmal zu meinem Kinderwunsch: Ist das Leben eines Kindes, an das womöglich ein Gendefekt vererbt wurde, lebensunwert? Hat mein Doc selbst kein Vertrauen in Krebsstudien und die Aussage, dass Brustkrebs heilbar ist? So wie er es dargestellt hat, gibt es nichts Schlimmeres als Krebs.

Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie ich dazu stehen soll. Aber ich denke, dass ich besser damit zurecht komme, wenn ich der Dinge harre, die da kommen und mich nicht von Ärzten verrückt machen lasse, die in Sozialer Kompetenz eine Sechs haben.
Mit Zitat antworten