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Alt 29.06.2011, 23:47
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Ritterin Ritterin ist offline
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Standard AW: Ich möchte mich vorstellen

Hallo Zusammen

Wir hatten das Kopf MRT schon mehrmals angesprochen, es wurde auch vermerkt, aber wohl aufgrund des Zustandes meines Vaters in den letzten Wochen nicht als Priorität angesehen. Mein Vater hatte zahlreiche CT´s, auch während der Zeit im Koma - und daß ein Kopf MRT aus finanziellen Gründen nicht gemacht wurde schließe ich in GH ehrlich gesagt völlig aus, denn ich hatte dort nicht einmal auch nur annähernd das Gefühl das dort "gespart" werden würde. Ich kann nur die Aussage der Chirurgin weitergeben die an beiden OP´s meines Vater beteiligt war, bzw. die zweite OP sogar geführt hat - sie sähe nun keine Notwendigkeit und keinen Anlaß ein Kopf MRT zu machen. Mich hat diese Aussage selbst überrascht. Ich war nicht anwesend, mein Bruder hat dieses Gespräch geführt. Das einzige was ich mir vorstellen kann, ist, daß sie sich zum Zeitpunkt dieses Gespräches evtl. nicht bewusst war, daß bei meinem Vater noch NIE ein Kopf MRT gemacht wurde.

Ich habe meinen Bruder und meine Mutter immer wieder darum gebeten darauf nochmals hinzuweisen bevor mein Vater entlassen wird, sie haben mich jedoch beide nun sehr deutlich gebeten daß nun endlich mal gut sein zu lassen, da mein Vater gerade völlig erschöpft ist und er sehr ablehnend auf die MRT Sache reagiert hat, ich solle ihn in diesem Zustand jetzt nicht auch noch damit konfrontieren, das wäre einfach zu viel und er müsse erst das Koma und die letzten schweren 5 Wochen verdauen.

@Marion, das Lipom hat mein Vater bereits seit 30 Jahren und es ist Tennisball-groß. Es wurde im CT begutachtet und es wurde auch seperat von der oben erwähnten Ärztin eingehend untersucht, unter anderem mit Ultraschall. Als sie es bei einer anderen Untersuchung entdeckte hatte sie das sofort in die Wege geleitet und meinte es handle sich hier eindeutig um eine einfache Fettgeschwulst (es lässt sich auch unter der Haut bewegen).

@Rudolf, mein Vater war sein leben lang ausserordentlich verantwortungsvoll, in seiner führenden Position im geschäftlichen Bereich sowie auch was unsere 5-köpfige Familie betrifft. Und wir hatten zuweilen sehr schwere Zeiten durchzustehen, mit der Krankheit meiner Mutter sowie auch mit meiner eigenen Erkrankung. Mein Vater war bis zu seiner Diagnose stets der führende und beschützende Pol der alles in die Hand nahm.

Seine eigene Diagnose hat ihn jedoch sehr schwer aus der Bahn geworfen. Er war 72 Jahre kerngesund, war noch nie im Krankenhaus und sah sich selbst noch nie mit einer vergleichbaren Situation sich selbst betreffend konfrontiert. Gespräche mit dem Arzt haben ihn von Anfang an völlig überfordert, er war so von seiner Situation überwältigt daß er danach nicht mehr wusste was besprochen worden war und er trotz Liste nichts mehr fragen konnte, er war emotional wie gelähmt. Wir, die Familie, haben diesen Part übernommen. Ich bin diejenige die sich über alles informiert, mein Bruder führt mit ihm gemeinsam alle Arztgespräche und meine Mutter ist seine mentale Stütze.

Mein Vater ist da irgendwie völlig anders zusammengeschraubt wie die meisten von Euch. Viele Informationen ängstigen und erschrecken ihn einfach zu sehr. Die Mutmach-Geschichten [gelöscht] z.B. hat er kaum verkraftet, was anderen hilft und Mut macht hat er hingegen als extrem belastend empfunden, er war völlig niedergeschmettert zu lesen was evtl. noch alles kommen kann und er hat da einfach ZU viel Mitgefühl. Er sagt jede Sekunde die er sich nicht mit dem Thema Krebs beschäftigen muss ist für ihn Lebensqualität - bei zu viel Informationen jedoch wird er mit dem was er hat nicht mehr glücklich weil das daran denken was noch kommen kann ihn verrückt machen würde. Er will jede mögliche Vorsorge treffen und ist dankbar wenn wir ihn dabei unterstützen, aber mit dem was noch kommen kann beschäftigt er sich dann wenn es soweit kommen sollte. Ansonsten will er einfach nur LEBEN und die guten Tage nicht auch noch dem Krebs widmen.

Das ist der Weg den er für sich gewählt hat um damit zurechtzukommen, das respektiere ich. Und deswegen bin auch ich hier im Forum und nicht er selbst, denn er hätte diesen Schritt nie gemacht.

Sorry, daß es so lang wurde, aber ich wollte gerne alles beantworten.

Liebe Grüße, Bettina

Geändert von Birdie (19.07.2012 um 09:38 Uhr) Grund: Anlaufstelle entfernt
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