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Alt 11.03.2011, 08:13
Sternchenhk Sternchenhk ist offline
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Registriert seit: 05.07.2010
Ort: nähe Stuttgart
Beiträge: 136
Standard AW: Mein Mann hat Leberkrebs!!!

Hallo zusammen,

ich Danke Euch allen, für die lieben Worte und den Trost.

Es waren nun sehr schwere Wochen, die ich hinter mir habe.
Genau heute sind es 3 Wochen her als mein Mann gegangen ist.

Ja, nun hat er seine Ruhe und keine Schmerzen mehr,
aber für mich ist es nun so, das man mir alles genommen hat.

Ich kann das erlebte nicht einfach wegschieben und in meine Ruhe komme ich auch noch nicht, egal was ich mache.
Das letzte Erlebnis, sitzt wie ein Schock in mir.

ein Tag vor seinem Tod, hatte mein Mann noch ein sehr großes Fest.
Er wurde zum Ehrenkommandanten der freiwilligen Feuerwehr ernannt.
Seine ganze Kraft hat er mobilisiert damit er da noch hin gehen konnte, denn diese Auszeichnung hatte er sich im stillen immer gewünscht.

Als wir dann nach Hause gekommen sind, ist er aufs Bett gesessen in Uniform und sagte immer wieder zu mir, das er so müde ist.

Helga, ich bin so müde, ich hab ihm ausgezogen und seinen Schlafanzug angezogen und fragte ihn, ob ihm der Abend gefallen hat, da leuchteten seine Augen auf und er sagte, ja, es war so schön und ich freue mich so sehr, aber nun bin ich so müde.

Mein Herz hat sich verkrampft und mir sind Tränen in die Augen geschossen, weil ich spürte, das er keine Kraft mehr hatte, er fühlte sich so leer an.

Da sagte ich zu ihm, dann schlafe ein, wenn du das willst.
Er nahm mich ganz lieb in die Arme und gab mir einen Kuss und sagte wieder, ich bin so müde.

Ich hab ihm ins Bett gelegt und ihn zu gedeckt, er wollte noch sein Schnarch Gerät anlegen, aber auch dafür hatte er keine Kraft mehr, also hab ich ihm damit geholfen. Kurz darauf ist er eingeschlafen, tief und fest hat er geschlafen. Das war um 22:30 Uhr, ich schaute immer wieder nach ihm, weil ich spürte, das was da ist. Um 1 Uhr bin ich dann auch ins Bett gegangen, um 5:45 Uhr bin ich aufgewacht und wollte gerade aus dem Bett, da hat das Schnarch Gerät Alarm geschlagen, pip pip pip ich rannte ins Zimmer und da lag er so friedlich und still da, und immer wieder machte das Gerät pip pip pip

ich hab ihn gerüttelt, bitte wach doch auf, bitte bleib doch hier, voller Verzweiflung habe ich geweint und immer wieder gerüttelt das er aufwacht, aber er ist nicht mehr wach geworden und das Gerät machte weiter pip pip pip.
Dann bin ich zu meiner Schwiegermutter runter und hab ihr gesagt das er nun gegangen ist, sie ist mit hoch gekommen und das Gerät machte pip pip pip, da sagte ich zu ihr, bitte helfe mir die Atemmaske auszuziehen und dann schaltete ich das Gerät aus.

Als ich wieder alleine war, habe ich mich vor das Bett gekniet und gebettet, das er nun friedlich schlafen kann, ohne Schmerzen und voller Ruhe.

Ich habe ihn nochmal in die Arme genommen und ihm einen Kuss gegeben und dann erst habe ich den Arzt gerufen.

Ab jetzt ging der Alptraum los, es sind so viele Leute gekommen, ich hatte keine ruhige Minute mehr, sie sind mir das Haus eingerannt.
Mein Mann kannten ja alle, bis meine Tocher keinen mehr hereingelassen hat.
Ich war am Ende meiner Kraft.
so ca. 350 Leute waren in der Kirche und wollten mir alle ihr Beileid sagen, aber auch das schaffte ich nicht mehr und bin dann einfach weggegangen, denn ich spürte das meine Knie weich wurden und ich kurz vor dem Zusammenbruch bin.

Nun ist es hier ruhiger geworden, aber ich komme immer noch nicht in meine Ruhe, denn mein Mann fehlt mir so sehr, ich weiß das es egoistisch ist, das ich an mich denke , ich sollte froh sein, das er keine Schmerzen mehr hat, das er nun schlafen kann, das bin ich ja auch, aber er fehlt mir so sehr.

Jede Nacht wache ich Schweißgebadet auf und höre das pip pip pip, mein Herz rasst und ich renne ins Zimmer, aber da ist nichts mehr, und ich breche weinend zusammen und versuche ruhig zu atmen.

Ich weiß, das es ruhiger wird in mir, aber jetzt ist da so eine große Wunde, so viel Schmerz.

in der Traueranzeige habe ich diesen Vers genommen und ich lese es jeden Tag, es gibt mir Kraft und ich weiß, das es so nun gut ist.

Als Gott sah, dass der Weg zu lang,
die Hügel zu steil und das Atmen zu schwer wurde,
legte er seine Hand auf ihn und sprach; Komm heim!

Liebe Grüße
Helga
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