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Alt 06.02.2011, 22:12
andrea-. andrea-. ist offline
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Registriert seit: 06.02.2011
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Standard Wie geht's jetzt weiter?

Hallo!
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Ich hab jetzt schon einige Beiträge von euch gelesen. Mal waren die Geschichten so schön, weil aufwärts ging. Mal waren sie so niederschmetternd, dass mir die Tränen kamen.
Meine Geschichte ist, glaube ich, von der 2. Art.
Meine Mutter ist 56. Letzten Sommer hat sie nach einer Curettage die Diagnose Gebärmutter-Innenwand-Krebs Stufe I-II erhalten. Also wurden ihr Gebärmutter, Eierstöcke und Lymphknoten in der Leiste entfernt. Wieder zu Hause, sogar wieder tz in der Arbeit, hatte sie Lähmungserscheinungen. Nach tagelangem Hadern ging sie dann doch zum Neurologen, der sie zu weiteren Untersuchungen ins KH geschickt hat. Dort einquartiert hat sie nach etwa einer Woche die Diagnose Gehirntumor erhalten.
Also wieder OP. Worum es sich genau handelt konnte noch niemand sagen. Bald nach der OP war dann der Histologiebefund da. Was es genau war, was sie da rausgeschnitten haben, hat meine Mutter nicht rausgerückt.
Es ging ihr immer schlechter, sie wurde dauernd verlegt. Die OP sei gut verlaufen, haben die Ärzte gesagt. Sie konnte aber weder ihr rechtes Bein, noch den rechten Arm bewegen.
Dann hat die Therapie begonnen. Wieder ein neues Zimmer. Erst wusste dort niemand, dass sie nicht aufstehen - sich nicht mal zur Seite drehen - konnte, dann waren sie erstaunt, dass sie nicht mal selber essen konnte.
Mittlerweile wissen auch wir, was los ist.
Glioblastom. Da haben wir auch erfahren, dass eben nicht alles entfernt wurde und dass es keine Chancen auf Heilung gibt.
Heute lag meine Mutter einfach nur da. Sie schaut mich immer an, als wüsste sie Bescheid; aber sicher wissen wir das nicht. So wenig die Ärzte mit uns gesprochen haben, kann ich mir nicht sicher sein, dass sie weiß, wie es um sie steht.
Ich weiß auch nicht, ob sie die Behandlung weitermachen will; ob sie sie überhaupt gewollt hätte, wenn sie gewusst hätte, was los ist.
Ich weiß nicht, was nach der Bestrahlung passieren soll.
Natürlich würden wir sie gerne nach Hause mitnehmen. Eine realistische Möglichkeit dafür sehe ich leider nicht.

Meine Oma hat vor 5 Jahren ihren Mann verloren, auch ein Gehirntumor. Vielleicht auch ein Glioblastom. Meine Oma ist seit dem alleine zu Hause. Sie schafft ihren Alltag ganz gut, sie ist eine fitte 83jährige. Aber mit Finanzen kennt sie sich nicht aus. Das hat seit dem Tod meines Opas alles meine Mutter übernommen. Seit 2 Monaten mach ich, was anfällt. Der Verlobte meiner Mutter ist total am Sand. Der schleppt sich von einem Tag zum nächsten.
Mein Bruder hält sich so gut es geht raus. Er war seit Weihnachten 1 Mal bei meiner Mutter.
Ich habe einen kleinen Sohn, der wird im April 2. Seit mehr als 2 Monaten ist er jeden 3.-4. Tag mit mir im Krankenhaus. Riecht den Krankheitsgeruch; sieht den Urinbeutel meiner Mutter, sieht sie apathisch im Bett liegen. Hört ihre Bettnachbarn keuchen.
Ich versuche so viel wie möglich von ihm fernzuhalten. Aber ich muss mich auch um meine Mama kümmern.

Ich weiß nicht, wie es weiter geht. Palliativstation? Hospiz? Pragmatische Sachen, wie: Was zahlt die Kasse? Hoffnungen, wie: was kann die Alternativmedizin noch tun?
Ich trau mich nicht auf ein Wunder zu hoffen.
Ich will, dass sie das schafft, dass sie wieder gehen kann, dass sie mal wieder lacht.
Ich will sie nicht fragen, was passieren soll, wenn sie stirbt.
Ich will mich nicht fragen, was passieren soll, wenn sie stirbt.
Ich will einfach, dass das alles gar nicht wahr ist.
Ich will meine Mama wieder haben.

So, ich glaub, jetzt ist alles raus.
Macht nichts, wenn das niemand bis zum Schluss liest. Ich bin es los geworden.
An alle, die es doch gelesen haben, DANKE
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