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Alt 10.02.2014, 19:47
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Taziana Taziana ist offline
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Standard AW: Wann den Kindern sagen wie krank Opa ist.

Hallo Babsera,

anstatt dir soviele Sorgen um "die Große" zu machen, lass ihr doch einfach die Möglichkeit zu trauern und sei froh, dass sie über ihre Probleme spricht, anstatt es in sich reinzufressen und so zu tun, als sei alles okay. Ich an deiner Stelle wäre sehr stolz, dass sie so offen über ihre Traurer bezüglich des Hasen sprichst, dass ist längst nicht normal - viele Kinder reagieren mit aggressionen, oder sprechen wenig bis garnicht mehr und blocken sofort ab, kriegen sehr sehr schlimme Verlustängste.

Du fragst wie es sein wird, wenn ihr Opa nicht mehr da sein wird. Dabei kennst du doch die Antwort, nicht wahr?

Wie wirst du dich fühlen, wenn er nicht mehr da ist? So fühlen sich Menschen, wenn geliebte Menschen sterben - dabei ist es egal ob du 6 bist, oder 36. Natürlich werden deine Kinder leiden... Wenn er ein lieber Mensch war und mit ihnen viel Zeit verbracht hat und sie liebt, dann ist das doch normal... Alles andere sollte dir sorgen machen... Ich weiß, dass das schwer ist. Die Sorge um die Kinder sind die schlimmsten.

Dennoch ist das alles vollkommen normal, der Tod der Großeltern gehört zur Kindheit dazu... Ich kenne sehr wenige glückliche die ihre Großeltern noch mit Mitte 20 bei sich haben. Meine Großeltern starben als ich 10,12,16,18 war... Und ich war vor allem über den Tod meines Opas mütterlicherseits total geschockt (auch Lungenkrebs).

Ich denke jedes Kind hat ein Recht zu erfahren, dass ein geliebter Mensch nichtmehr lange da sein wird - damit sie auch die Zeit bewusst nutzen. Meine Mutter ist auch an Lungenkrebs (Stadium 4) erkrankt und hatte/hat eine Prognose von 10 Monaten... Mein Sohn (7 Jahre) kennt die ganze Wahrheit.

Am Anfang war es sehr schwer, mit ihm darüber zu sprechen. Als ich gesagt habe was das für eine Krankheit ist und, dass die Oma daran sterben wird - hat er mich angeschrien, dass ich sowas nicht sagen darf... Ich hatte das Gefühl, es ist für ihn ein bisschen so: "Wenn die Mama das sagt, passiert es... Und wenn sie es nicht sagt passiert es auch nicht"...
Ich hab ihm erklärt, dass das nicht in meiner Hand liegt, sondern dass es eben schlimme Krankheiten gibt, an denen Menschen sterben müssen - und der Arzt hat so eine bei Oma festgestellt. Ich hab gesagt, dass er jederzeit mit mir darüber reden kann.

Es dauerte ein paar Tage, dann kam er wollte wissen warum Menschen sterben müssen und warum ausgerechnet Oma sterben muss. Die beiden haben ein sehr inniges Verhältnis. Ich versuchte natürlich allen Fragen gerecht zu werden, aber manchmal gibt es keine Antwort. Da bleibt auch nur der Mama und dem Papa ein: "Das weiß ich nicht, Schatz." Diese gespräche sind jetzt um die 4 Monate her. Und mein Sohn kommt sehr oft - zu mir, vorallem wenn meine Mutter im Krankenhaus ist - und sagt, dass er traurig ist, dass die Oma sterben muss. Vorallem wenn es ihr mal wieder schlechter geht und lange Krankenhaus aufenthalte anstehen.

Ich finde es wichtig, dass er bewusst eine Chance hat Oma "Auf Wiedersehen" zu sagen und nicht in 3 Monaten (4,5,6? Man weiß es nicht genau) total überrumpelt wird. Auch wenn diese Fragen mir selbst wehtun und ich mir wünschte das, dass alles nicht so wäre... Es ist nun mal so.

Ich finde die Idee von Maria mit dem Buch übrigens total gut.

Ich wünsche euch das Beste! Und dir viel Kraft, deinen Kindern zu zeigen wie man richtig trauert. Und wenn du keinen Trost findest - tut auch manchmal gemeinsames weinen gut...

Liebe Grüße

Tazi
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Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot. Der ist nur fern. Tot ist nur, wer vergessen wird.

Mama (Bronchialkarzinom) 05.05.1949 - 27.06.2014
Oma (Nierenzellkarzinom) 24.08.1925 - 03.01.2004
Opa (Bronchialkarzinom) 24.07.1929 - 06.10.2001

Geändert von Taziana (10.02.2014 um 20:03 Uhr)
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